Arno Gruen (geboren in Berlin) hat als einer der letzten Überlebenden des Holocaust am 20.Okt.2015 mit 92 Jahren (in Zürich) das Zeitliche gesegnet. Glücklicherweise war er vor den Nazis noch rechtzeitig in die USA emigriert, so dass er den Nationalsozialismus überlebte und uns sehr beachtliche Einsichten als deutsch-schweizerischer Psychologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller hinterlassen konnte, die wir als äußerst wertvoll erachten.
Zu seiner Ehre und weil uns die Verbreitung seiner Gedanken sehr am Herzen liegt, zumal sie hochaktuell sind, haben wir einen öffentlich einsichtigen Platz auf einem Privatgrundstück in Bad Gandersheim Arno-Gruen-Platz getauft und das "Straßenschild" mit 2 erläuternden Wegweis-Schildern ergänzt, die einen unseres Erachtens wesentlichen Kern seiner Lehren zusammenzufassen suchen, indem sie 2 Wege symbolisch andeuten, die er einmal den "Weg der Liebe" bzw. den "Weg der Macht" nannte.
Man wird Gruen und seinem differenzierenden Werk gewiss nicht gerecht, wenn man die 2 Wege so vergleichsweise platt stehen lässt, obwohl wir auf die Wegweiser eine grobe Erläuterung zu den Schlagwörtern aufdrucken ließen. Es war uns auf jeden Fall wichtig, auch öffentlich (wenn auch in der dort notwendigen plakativen Kürze) wenigstens anzudeuten, was mit dem Namen Arno Gruen zu verbinden ist. Wir haben versucht, mit der Färbung (und sogar einem unter anderen Umständen wahrscheinlich kitschig anmutenden grünen Herzen) deutlich zu machen, dass Gruens Herz nach unserer Wahrnehmung ziemlich eindeutig für den "Weg der Liebe" schlug und nicht für den entgegengesetzten "Weg der Macht", verständlich nicht nur vor dem Hintergrund, dass letzterer Weg ebenso klar der Weg war, der die Nazis hervorgebracht hat, und den mit ihnen ins nekrophile Verderben zu gehen sie die Menschen zwangen, wie der "Weg der Liebe" grob gesprochen der Weg des Humanismus ist.
Gewissermaßen war der Faschismus gegen den Humanismus gerichtet. Das Tod-bringende und sich dem Tod verpflichtete "Nekrophile" (Erich Fromm) verfolgte das ihm diametral entgegengesetzte menschlich Menschliche, das Humanistische, zu dem sich auch und besonders die jüdischen Mitbürger damals bekannt haben sollen, und das auch in der Widerstandsbewegung, insbesondere bei der Weißen Rose, berührend reif zum Ausdruck kommt. Nach dem Krieg wurde es bestechend weise und vorbildlich auch im (ausdrücklich humanistischen) GrundGesetz verankert, das uns lange zum scheinbaren Garanten für den richtigen Weg wurde.
Jedenfalls bekennen WIR uns dazu, dass unser Herz sich sehr zu Gruens Gedankengut hingezogen fühlt (selbst wenn wir in Details vielleicht(!) manchmal etwas anderer Ansicht sein können (wie es ja bei allen Menschen vorkommen kann, auch solchen die wir als besonders denkverwandt empfinden und ganz besonders schätzen)).
Wir betrachten Arno Gruen als einen sehr wertvollen Freund und Fürsprecher, da er nicht nur zu den Überlebenden der Verfolgten des Nationalsozialismus gehört, sondern auch zu den Menschen, die uns nicht nur als Lippenbekenntnis mahnen, gegen Menschen-Verachtendes und Minderheiten-Verfolgung wachsam zu sein, während sie sich gleichzeitig aber abwiegelnd einbilden, dass Deutschland ihrer Ansicht nach meilenweit von einem Unrechtsstaat entfernt ist, während sie uns entsprechend arrogant ignorant das Gegenteil spüren lassen.
(Wir bezeichnen Menschen ersterer (fürsprechender) Art als unsere "Mahnerfreunde", da sie vor ähnlichen Missständen und Fehlentwicklungen warnen, wie sie uns auffallen und empören und weil sie unser Verständnis für die dabei wirkenden (insbes. psychologischen) Mechanismen vertiefen, uns zugleich ermutigend, unserer ähnlichen Sicht der Dinge und unseren empörten Gefühlen und unwillkürlichen Verhaltensimpulsen zu vertrauen.
Diesen Gedankengang greifen wir unten unter "Die Aktualität der Lehren von Arno Gruen (und anderer MahnerFreunde)" wieder auf und führen ihn fort.)
Wir greifen hier den Gedanken der Mahnerfreunde von oben auf (beginnend mit einer Wiederholung des letzten Absatzes dort):
Es sollte nun wirklich zu denken geben und besonders aufrütteln,
aus welcher schlimmen Zeit der Erfahrungsschatz der Mahner stammt,
der plötzlich strukturell wieder hochaktuell
auf Missstände unserer Zeit in besonderem Maße passt!
Neben Arno Gruen sind Erich Fromm, Stéphane Hessel, Fritz Bauer, Theodor W. Adorno und Bruno Bettelheim andere herausragende Beispiele von Betroffenen, die darauf bestehen, dass auch wir in Deutschland (wieder oder/und immernoch) mehr betroffen sein könnten, als wir erkennen können und wahrhaben wollen, und dass mitnichten das Faschistische hier im Wesentlichen als besiegt und ungefährlich gelten kann.
Sie sprechen uns, die wir ähnliche Beobachtungen ziemlich schockiert im heutigen Deutschland machen müssen, das sich aber — selbstgefällig auf unsere Mahnung pfeifend — einbildet, den Faschismus längst ein- für allemal überwunden zu haben, aus dem Herzen. Während weniger sensitive Menschen, insbesondere hartherzig verstockte Machtlinge uns kopfschüttelnd ins Unrecht setzen wollen, gehören sie zu unseren aller wertvollsten "Mahnerfreunden".
Es sollte nun wirklich zu denken geben und besonders aufrütteln, aus welcher schlimmen Zeit der Erfahrungsschatz dieser Mahner stammt, der plötzlich strukturell wieder hochaktuell auf Missstände unserer Zeit in besonderem Maße passt!
Sie sind insofern jeder für sich und erst recht gemeinsam in ihren weitgehend übereinstimmend warnenden Aussagen Beweise dafür, dass die verfolgten Minderheiten von einst weiterhin (zumindest latent) typisch faschistische Elemente auch in unserer Gesellschaft erkennen (und zu entlarven helfen wollen), die sich demgegenüber einbildet, den Faschismus längst überwunden zu haben, und die uns verlogen einhämmert, es würde die Opfer bzw. Verfolgten von damals beleidigen, würden wir etwas von heute mit dem damaligen Unrecht vergleichen.
Zu Recht kritisiert sie mit dem Knüppel vorgeblicher "politischer Korrektheit" nur diejenigen, die durch solche Vergleiche versuchen, einstiges Unrecht unvorstellbaren Ausmaßes, mit aktuellem Unrecht vergleichsweise geringen Ausmaßes vergleichend, zu bagatellisieren. Von solchen widerlichen Bagatellisierungsversuchen distanzieren wir uns aber ganz entschieden und betonen, dass wir (insbesondere unter VerGLEICHnis.de) in aller Regel ausdrücklich strukturelle Vergleiche anstellen und nicht etwa quantitative (oder qualitative)!
Zu Recht mahnt unsere Gesellschaft uns zwar zur Wachsamkeit gegen jede Art von Refaschisierung, aber wehe, wir werfen sie ihr an gewissen Stellen — in voller Übereinstimmung mit den Lehren von Mahnern wie den obigen unter den einst Verfolgten — selber vor; dann wird sofort uns im Gegenzug vorgeworfen, wir beleidigten (nestbeschmutzend) "wohlmeinende Entscheidungsträger" in Deutschland und würden gleichzeitig die Verfolgten des Nationalsozialismus beleidigen, obwohl wir uns doch bei unserer Kritik gleich auf beide Gruppen berufen, erstens auf diejenigen, die bei Gedenktagen (leider wohl inzwischen mehr gebetsmühlenartig(?!) mit Lippenbekenntnissen(?!) als aus tiefer Überzeugung und aus Sorge um Menschlichkeit) zu Wachsamkeit aufrufen, und zweitens (und noch mehr) auf diejenigen, die als einst Verfolgte sich nicht blenden lassen, wenn zwar >>offene Mordlust<< und >>offene Krininalität<< nicht mehr erkennbar sind, auch nicht die offene Verachtung des Rechts und der guten Sitten, die ein
Zitieren wir einfach Arno Gruen beispielhaft, um solche doppelten Beleidigungsvorwürfe gegen uns zurückzuweisen:
Im ersten Zitat scheut sich Gruen nicht, einen (allerdings unpersönlichen) Hitler-Vergleich derart zu formulieren, dass zwar die Art Hitlers heute überholt ist, wie die eines Dschingis Khan, und doch nicht der Schrecken, der von beiden verbreitet wurde. Der vorgeblich "wohlmeinende Entscheidungsträger", den zu beleidigen man uns vorwirft, stellt uns gütig lächelnd einen Fortschritt in Aussicht, als "wolle er nur unser Bestes.
>>Schrecken muß heute nicht mehr in der Gestalt eines Dschingis Khan oder eines Hitler vorkommen;
Schrecken manifestiert sich in der Form der Güte, des Lächelns, des Fortschritts.<<
Wir aber sind gut beraten, wenn wir es ihm (der da unser Bestes nur scheinbar "gütig" möchte) dann nicht geben, etwa unsere Freiheit, noch selbst entscheiden zu können, was wir durch Konsum subventionieren, wie uns das Kirchhöfische schlangenzüngig als unseren "Vorteil" des RBeitrStV unterzujubeln versucht und ersatzweise hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder als einzige Handlungsoption aufzwingt.
Dieser Eindruck, dass heute wieder (oder immernoch) Erziehungsideale Hitlers von der Obrigkeit in Deutschland uns mit der Masse gleichschalten sollen, wenn es um die Organisation >>von Massenerscheinungen<< wie der massenhaften Fernsehsucht geht, die einfach durch "Typisierung" kirchhöfisch allen das Krankhafte zu subventionieren aufzwingt, kommt nicht von ungefähr (wozu wir Mahnerfreund Bettelheim in 2 Wikipedia-Zitaten indirekt sprechen lassen).
>>die menschenverachtende Entwicklung des Dritten Reichs
[erklärt Bettelheim als]
die natürliche Folge der systematischen Entindividualisierung einer ganzen Gesellschaft.
Auch wenn es weder Gestapo noch Konzentrationslager mehr gebe,
bestünde das Spannungsfeld zwischen Massenstaat und Individuum unverändert fort.<<
>>Bettelheim führt aus, dass es ein Zeichen des Massenstaats ist, dass dieser Druck auf seine Bewohner ausübt. [...] Nach Bettelheim sollte das Individuum, um seine persönliche Reife und volle Integration als Person erhalten zu können, prüfen, inwiefern und auf welche Art es dem [jeweils] auferlegten [...]Zwang nachkommen will bzw. kann. Wenn der Staat in dieser Frage jedoch sehr viel Zwang ausübt, bleibt dem Individuum kein Entscheidungsspielraum, weil es existentiell bedroht ist, wenn es dem Anspruch des Staates nicht genügen kann bzw. möchte.
Die Folge ist, dass das Individuum sich größtenteils willenlos anpasst bzw. anpassen muss, um in der Gesellschaft, in der es lebt, zu existieren. Dies führt im Extremfall zu einem Abbau von Selbstachtung [...]. <<
Das zweite Zitat, das wir hier (wieder) von
>>
Das, was zum Erfolg der Nationalsozialisten und gleichzeitig zum Erfolg ihrer Machtstruktur führte,
war nicht nur der Judenhaß und die offene Kriminalität.
Der "neue Mensch", der da emporstieg, war der Mensch ohne Persönlichkeit, ohne Selbst.
[S. 147]
[...]
Das Entsetzliche der "Banalität des Bösen" (H. Arendt, 1963)
liegt [...] in der Menge der Menschen ohne Selbst,
die uns als Menschen mit menschlichen Gefühlen erscheinen,
uns auch als solche vorgehalten werden.
[S. 147]
[...]
Diese Art von Selbst jedoch floriert heutzutage unter Menschen in den führenden politischen, wirtschaftlichen und auch wissenschaftlichen Positionen unserer Gesellschaft
— zwar ohne die offene Mordlust Hitlers und seiner Kohorten,
aber deswegen nicht weniger gefährlich.
Vielleicht sogar noch mehr,
weil dieses Selbst, das keines ist, hinter dem Schleier von Normalität, Erfolg, Nützlichkeit und scheinbarer Wertbezogenheit nicht ohne weiteres erkennbar ist.
[S. 148-149]
<<
Wenn man sich nun noch einmal die oben erwähnten Eigenschaften Speers vergegenwärtigt, insbesondere >A-Moralität< und >>Genie im Erspüren [...] der Möglichkeiten der Manipulation bei gleichzeitig auffallend elegantem Auftreten und dem Ausschöpfen sonstiger Möglichkeiten, seriös zu wirken, fallen einem tatsächlich unwillkürlich zahlreiche führende Persönlichkeiten ein, die solche Eigenschaften treffendst verkörpern, insbesondere solche Personen, die wir Kirchhöfische nennen.
Es gibt zahlreiche Erklärungen, wie sich der Führungsstil des Nationalsozialismus in unser System herüberretten konnte:
Es gibt zahlreiche Beispiele für eine Refaschisierungstendenz in Deutschland und Europa. Alle haben mit Entdemokratisierung und Entrechtung zu tun, auch mit Verfolgung von Minderheiten und Missachtung von Grund- und Menschenrechten, sobald kein ökonomischer Vorteil erkennbar ist, der für viel zu viele Machtlinge heute allein noch zählt.
Aufmerksame Menschen merken, dass außer den offensichtlich rechtsextremen Kräften, auch Kräfte aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft refaschisierend wirken. Letzteres wird unter Bezug auf Adorno auch als >>Rechtsextremismus der Mitte<< bezeichnet [Oliver Decker u.a. (Hrsg.): "Rechtsextremismus der Mitte und sekundärer Autoritarismus" (2015)]. Dazu gehören nicht nur ungenierte verfassungswidrige Vorstellungen von "Obergrenzen", sondern auch (von sachfremden Gründen abhängige) absurde Behauptungen, was sichere Herkunftsländer seien, und ein vermeintlich vorteilhaftes Darstellen von Flüchtlingen als Wirtschafts-Kräfte, dabei den folgenschweren (diskriminierenden) Eindruck vermittelnd, es handle sich nur um Wirtschafts-Flüchtlinge.
Gleichzeitig wird diese Thematik missbraucht, um alle anderen Themen nach dem Muster sogenannter "Trost-Vergleiche" für nachrangig zu erklären und sich zu erlauben, andere Missstände unter den Teppich zu kehren, auch solche, die solche Problematiken erst erzeugen.
Tatsächlich fühlen wir uns auch darüber hinaus selbst betroffen, wenn wir bspw. (fast täglich) daran denken (müssen), wie Menschen verachtend auch sonst HIER in Deutschland im Rahmen des verfassungswidrigen RundfunkErmächtigungsGesetzes RBeitrStV mit Menschen umgegangen wird, die bewusst ein freies Leben in Bescheidenheit (oft unter dem offiziellen Existenzminimum, aber ohne Hartz 4) wählen und führen, ohne jedes Fernsehen und jeden anderen überflüssigen oder/und die geistige Gesundheit bedrohenden Konsum. Wie werden sie heute vom Kirchhöfischen bedroht, schikaniert und sogar unter Verletzung der Menschenrechte als "vernachlässigbare" Minderheit ins Gefängnis gesperrt, wenn sie solche abhängig machende und Zeit stehlende Verführung verständlicherweise als schädlich ablehnen und schon aus guten Gewissensgründen auch nicht unterstützen können!
Arno Gruen hat zahlreiche Bücher geschrieben, die wohl alle um denselben Themenkomplex kreisen, aber trotzdem wohl alle lesenswert und empfehlenswert sind, zumal dieser Themenkomplex sehr bedeutend ist, wenn es um eine Analyse grundsätzlicher Probleme geht, die für fast alle wesentlichen Probleme dieser Welt hauptverantwortlich sind. Ohne mehr als 2 der Werke ganz zu kennen, nämlich
soll hier trotzdem eine Zusammenfassung besonders wesentlicher Gedankengänge dieses beachtlichen Autors und Psychologen gewagt werden.
Gruen weist v.a. auf einen fundamentalen Teufelskreis hin: Wenn von einer autoritären Gesellschaft bzw. von der jeweils eigenen "Erziehung" begünstigt, Eltern (oder andere Erzieher) ihren Kindern nicht zunächst die benötigte Zuwendung und Geborgenheit bieten und stattdessen den gesunden Willen ihrer Kinder brechen, indem sie — ihre Macht bzw. die Hilflosigkeit und Abhängigkeit des Kindes ausnutzend — das Kind in erster Linie zu (letztlich blindem) Gehorsam erziehen, dann vereiteln sie nicht nur, dass das Kind ein gesundes und menschliches Selbst entwickelt.
Vielmehr nötigen sie das Kind in seiner unerträglichen Ohnmacht dazu, sich von sich selbst und seinen wahren Gefühlen zu entfremden, zu einem Gespaltensein, das es umso abhängiger bleiben lässt, je weniger es noch Zugang zu seinem unterdrückten und verkümmernden statt sich entwickelnden Selbst hat.
Allerdings wird es durch die Abspaltung seiner Gefühle auch unfähig, Empathie und damit echte Menschlichkeit überhaupt noch zu empfinden, bzw. wird diese Fähigkeit in den Untergrund gedrängt und abgespaltet, zunächst v.a. weil es die Gefühle der Hilflosigkeit nicht aushält, und im Gefühllosen den einzigen Ausweg sieht, zumal seine elterlichen "Vorbilder" ihm nur diese Gefühllosigkeit vorleben (zudem als Fürsorge getarnt — sie "wollen ja nur sein Bestes) und es sich diesen zu Loyalität und Gehorsam verpflichtet auch fühlt aufgrund seiner Abhängigkeit.
Das Kind lernt so schon früh, sich mit Autoritäten verbünden zu müssen und ihnen durch Gehorsam zu gefallen.
Schon hier beginnt der Teufelskreis, der aber noch weiter verstärkt wird, indem zur Kompensation der unerträglichen Ohnmacht zunehmend Macht (und Besitz) geradezu machtgierig angestrebt wird. Dabei hilft zum einen die Gefühllosigkeit im Sinne fehlender Empathie, relativ erfolgreich rücksichtslos Karriere machen zu können, zum anderen der Gehorsam, um in der Machthierarchie aufzusteigen. Gruen geht so weit zu behaupten, dass es in allererster Linie diese ihrer Menschlichkeit beraubten bzw. verlustig gegangenen Menschen sind, die besonders "erfolgreich" sind und schließlich insbesondere an den Hebeln der Macht sitzen. So steigert sich das Autoritäre in der Gesellschaft unaufhörlich, was wiederum entsprechende Erziehung fördert und den Teufelskreis über die Generationen hinweg am abgründigen Rotieren hält.
Hinzu kommt bei den Menschen, deren Wille so in frühester Kindheit oder später in ähnlichen Abhängigkeitsverhältnissen gebrochen wurde, noch manch Weiteres, das mit dem unverarbeiteten Verlust ihres Selbst zusammenhängt (das zum hassenswerten "Fremden in uns" wurde). Zum einen hassen sie nicht nur ihre eigene Hilflosigkeit, sondern auch andere Menschen, die sich noch zu ihrer Hilflosigkeit bekennen. Sie hassen also i.d.R. nicht etwa die Auslöser ihrer Probleme, ihre Unterdrücker, mit deren Macht sie sich vielmehr sogar verbünden, sondern hassen (wie diese) Schwächere und das zudem umso mehr, je hilfloser diese sich zeigen, und "Fremde" hassen sie sowieso bevorzugt, zumal sie sich selbst fremd und entfremdet sind.
Wir bemerken dazu: So (und eigentlich nur so) ist erklärbar, wie Neonazis und andere Gefühllose — hauptsächlich aus bildungsfernen Schichten —, die (mangels eines Minimums an Bildung und Förderung oder weil sie immerhin den Gehorsam noch verweigerten) trotz Skrupellosigkeit keine Karriere machten, auf hilflosen Obdachlosen, Asylanten u.a. selbst dann noch (und sogar besonders) herumtrampeln (können), wenn diese vollkommen wehrlos sind. Darum sind ihre Methoden der Unterdrückung auch so kaltschnäuzig und menschenverachtend, selbst bei denjenigen Unterdrückern, die (insbesondere aus elitäreren Zirkeln oder dem Beamtenmilieu stammend) Karriere machen konnten und ihre Macht nicht mit Springerstiefeln gegenüber Obdachlosen auf der Straße missbrauchen, sondern in Nadelstreifen an Schreibtischen gegenüber den Bürgern, die ihnen ausgeliefert sind. (Wo vor 20 Jahren wohl noch mehrheitlich Menschen auf Ämtern saßen, mit denen man vernünftig reden konnte, sind es heute oft die Gefühllosen ohne menschliche Regungen, die wie Sadisten den Bürger schikanieren, der Frag-Würdiges zu hinterfragen wagt.)
Zum anderen müssen sich die Menschen, deren eigentliches Selbst unterdrückt ist, ein täuschend gut funktionierendes Ersatz-Selbst zulegen, das aber nicht echt ist. Sie lernen es, Gefühle und Empathie heuchlerisch vorzuspielen, aber letztlich nur, um andere so zu manipulieren, wie sie selbst manipuliert wurden (oder tendenziell sogar schlimmer, zumal das Übertreffen der Vorbilder auch im Negativen dem Konkurrenzprinzip entspricht, das allein Erfolg verspricht).
Die Folgen für die Gesellschaft sind verheerend, zumal solch ein Teufelskreis sich nicht nur immer schneller und steiler ins Dekadente und Abgründige dreht, sondern sich das Unmenschliche offenbar über die Erziehung (s. sogen. "Kriegskinder"-Problematik) auch quasi "vererbt" und es ausgerechnet das besonders (Kruppstahl-)hartherzig bekämpft — und soweit möglich ebenfalls bricht, zerstört und vernichtet, ja womöglich sogar ausrottet —, wovon es noch aufgehalten werden könnte, nämlich die letzten autonomen Menschen in dem Sinne, in dem sie noch ein gesundes Selbst besitzen. (Vgl. Adorno und Gruen 1986, S. 26)
Um solche Teufelskreise zu entlarven und überhaupt eine Chance zu haben, sie zu durchbrechen bedarf es in einer Gesellschaft aber ganz unbedingt gerade dieser wirklich autonomen Charaktere.
>> Wirkliche Autonomie [entlarvt] die Machtspiele [...], an die man sich, um der Hilflosigkeit zu entkommen, angepaßt hat. Da wir alle bis zu einem gewissen Grad solchen Vorgängen unterworfen sind, ist das Resultat eine allgemeine Tendenz zur Verunmenschlichung, auch wenn wir sie als solche gar nicht wollen. Unsere eigene Empathie wird täglich überrumpelt und zwar [...] unter dem Deckmantel der Fürsorge. Wir merken dann nicht, daß wir selbst dabei sind, unsere eigenen empathischen Wahrnehmungen der wirklichen Vorgänge im anderen zu verzerren und zu verfälschen.<< [Gruen 1986, S. 26]
Und Adorno schreibt:
>> „Die einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie, wenn ich den Kantischen Ausdruck verwenden darf: die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen.“ HYPERLINK "https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomie" \l "cite_note-3"[3] Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Suhrkamp Taschenbuch 11, Frankfurt am Main 1971, S. 93. << [zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Autonomie]
Letztlich läuft das, was Gruen schreibt, auf 2 mögliche Wege hinaus, von denen nur der in dem oben beschriebenen Sinne autonome auch ein menschlicher ist. Dort ist der Mensch auch frei in dem nicht korrupten und nicht korrumpierbaren Sinne in dem nur Menschen frei sind, die nicht nach Geld oder/und Macht gieren. Es ist der innere Weg insofern, als der Mensch sich hier besonders mit sich und seinem Inneren befasst und im entsprechend weitgehenden Einklang mit seinen Gefühlen überdurchschnittlich reflektiert sein Selbst entwickelt.
Für Gruen ist dies der >Weg der Liebe<, während der andere Weg der >>Weg der Macht<< ist [Gruen 1986, S. 17].
Dieser andere Weg ist an äußeren Reizen und Stimulationen orientiert, die innere Leere kompensieren sollen. Es ist der deutlich häufiger genutzte Weg der Massen, des massenhaften Konsums, des ständigen Wirtschaftswachstums, der Karriereverlockungen mit Geld und Macht und der Abhängigkeit von Macht und Massenmedien, die auf diesen Weg ausdrücklich locken und durch Zerstreuungsangebote verführen und dazu vor Manipulationen nicht zurückschrecken, die uns unter dem Deckmantel der Fürsorge (s.o. [Gruen 1986, S. 26]) untergejubelt werden.
Doch wir merken die Manipulation mehrheitlich gar nicht, wollen sie wohl auch gar nicht merken und wahrhaben:
>> Der Wahrheit ins Auge zu blicken, fällt uns schwer. Wir sind gefangen in der Angst, zu sehen, was wirklich ist. Um dies zu erkennen, brauchen wir eine ganz andere Art von Psychopathologie als die heute übliche. Wir stufen diejenigen Menschen als normal ein, die sich der allgemeinen Verleugnung anpassen und so in unserer Kultur erfolgreich operieren. << [Gruen 2014, S. 57]
Wer weiß denn schon,
dass er mehr wüsste,
wenn er sich weniger bei denen informierte,
die uns unbedingt informieren wollen,
inzwischen sogar zwangsweise?
Wir bemerken dazu: Wer regelmäßig fernsieht — und sei es nur Tagesschau —, merkt gar nicht mehr, wie er manipuliert und auf das dargebotene Programm hin programmiert wird, und dass sein Denken bereits im Kern wie hirngewaschen unverrückbar genau dem entspricht, was er täglich in der Absicht, sich zu informieren, konsumiert.
Wer weiß denn schon, dass er mehr wüsste, wenn er sich weniger bei denen informierte, die uns unbedingt informieren wollen, inzwischen sogar zwangsweise? [© Ernst Albert 20151026_2120]
Bspw. glaubt der regelmäßige Fernsehkonsument, dass das öffentlich-"rechtliche" Fernsehen gut ist, weil das private schlechter ist, als wäre Fernsehen überhaupt nötig und ein geeignetes Informationsmedium, was alles Filmische aber (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) eben gerade nicht ist, es sei denn, man möchte unbedingt manipulieren bzw. manipuliert und stundenlang passiv bis apathisch an den Fernsehsessel gefesselt werden. Vor lauter Fernsehabhängigkeit ist man überhaupt nicht mehr in der Lage, sich ein Leben ohne Fernsehen vorzustellen, selbst wenn man es regelmäßig auch als praktisches Schlafmittel benutzt, das einen selbst noch dann, wenn man im Fernsehsessel eingeschlafen ist, mit seinen unterschwelligen Botschaften im Schlafe bzw. Traumland dressiert, wenn auch der allerletzte noch verbliebene Rest krischen Verstandes ausgeschaltet ist.
Wo Opfer gezeigt werden, um Betroffenheit zu erzeugen, bildet man sich ein, das Fernsehen sei auf der Seite der Opfer und folglich lobenswert. Aber es ist selbst einer der größten Verursacher der meisten gezeigten und anderer verheimlichter Taten mit Opfer, die im Schatten der gezeigten verübt werden und ist wichtigster Verbündeter der Täter. Je mehr Übel es uns aus aller Welt zeigen kann, umso weniger regen wir uns über die zunehmenden Übel und Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land auf.
Selbst unser einst vielversprechender Bundespräsident Gauck macht da mit und scheint gar nicht zu merken, dass nicht alles, was bisher noch besser im wiedervereinigten Deutschland ist als es in der DDR war, deshalb gut ist und wie allmählich ganz Deutschland zum Stasi-Staat mit GroKo-SED-Dauerregierung degeneriert. Im Ausland kritisiert er vollmundig Regierungen bis zur Brüskierung. Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land sieht er nicht oder will sie nicht sehen, als wäre auch er bereits ein Opfer der um sich greifenden totalen Fernsehverblödung. Wie immer ist auch hier der volksverblödende Tenor, der uns vom öffentlich-"rechtlichen" Staatsfernsehen in Art von "Trost-Vergleichen" eingeimpft wird: Wenn es anderswo schlimmer ist, ist es bei uns ja gut. Dass dazu die Machthaber (und insbesondere die — wie ein Großer Bruder — großen Verbündeten) nur immer mehr Konflikte in aller Welt schüren müssen, um dort zudem nach dem divide-et-impera-Prinzip ("teile/entzweie und herrsche") Macht zu erlangen, auch durch vorgeblich humanitäre Kriegseinsätze, merkt nur eine verschwindende Minderheit, die sich noch aus unabhängigeren Quellen selbst informiert und vor allem noch nicht verlernt hat, selbst zu denken. Dies ist auch diejenige (besonders Freiheit benötigende) Minderheit, die unter der wirklichen Wirklichkeit der immer stärkeren Missachtung und Verletzung der Grund- und Bürgerrechte (insbesondere der der Freiheitsrechte) besonders leidet, unter Missständen, die das Fernsehen mehr vernebelt als aufklärt und die es selbst ganz maßgeblich auf dem Gewissen hat. Doch die Fernsehdrogenabhängigen halten kadavergehorsam Fernsehen trotzdem für "bewusstseinserweiternd", genauso wie sich die von anderen Drogen Abhängigen stets ihre Droge als "bewusstseinserweiternd" schönreden, obwohl sie nur hoffnungslos das Bewusstsein benebelt und manipuliert. Womit wir uns beschäftigen sollen, ob mit einer Farce wie dem Wulff-"Skandälchen" oder der Edathy-Affäre oder etwas eher Erdrückendem, wie der Flüchtlingsproblematik, die dann alles andere Wichtige verdrängt, außer der wahnsinnig wichtigen und entsprechend teuren "Innovation", Tagesschausprecher in Zukunft auch bis zu den Schuhen zu zeigen, bestimmt immer das Fernsehen (das das Volk schon allein damit verblödet).
Es nutzt bloß gar nichts, sich mit den vorgegebenen Themen zu befassen, da niemanden interessiert, was wir uns eventuell für Gedanken dazu machen. Diese ständige, auf quasi geistig Behinderte (nämlich die fernsehsüchtig verdoofte Masse) zugeschnittene Zeit-totschlagende Beschäftigungstherapie soll die Bürger von eigenen Sorgen und Nöten — und den verderbten Machenschaften des öffentlich-"rechtlichen" Rundfunks — ablenken und das Volk still halten.
Beim Fernsehen bilden sich die Stammglotzerinnen und -Glotzer ein, wenn sie dort "in der ersten Reihe sitzen" dürfen, sei das ein Entgegenkommen, obwohl es doch nur denen nutzt, die ihre Werbebotschaft in ihren Werbespots unters Volk bringen wollen und denen, die ihre unterschwelligen Botschaften in Krimis, Serien, Talks oder offiziellen Informationssendungen als Lobbyisten oder Machthaber uns heimlich nebenbei unterjubeln wollen.
Während man beim Hörfunk nur quasi aus der letzten Reihe zuhört, weil man in erster Linie mit Kochen oder dgl. beschäftigt ist, und doch MEHR zwischen den Zeilen herauszuhören imstande ist, auch mehr Widersinniges und Manipulatives — weil nicht die Macht des Bildes fesselt, ablenkt und selbst als ungekennzeichnetes bloßes Symbolbild zu bestätigen scheint, was behauptet wird —, wird man beim Fernsehen letztlich total manipuliert, ohne sich dem entziehen zu können.
Die 2 Wege sind so entscheidend, dass sie auch in der Bibel beschrieben werden, nämlich bei Matthäus 7; 13-16:
>> [13] »Tretet ein durch die enge Pforte! Denn der Weg, der zum Tor des Verderbens führt, ist breit und mit großen Reigenplätzen versehen, und viele sind's, die auf ihm dahinziehen. [14] Wie schmal und unbequem dagegen ist der Pfad, der zur engen Pforte des Lebens führt, und nur wenige sind es, die ihn finden.«
Ein geradezu prophetischer Hinweis auf die Interpretation als Weg der MassenManipulationsMedien ins Verderben bzw. in die Verdammnis sind die unmittelbar darauffolgenden Worte:
>> 15. Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.<< bzw. wieder nach Johannes Greber: Das Neue Testament: >> [15] »Haltet euch fern von der Verbindung mit den bösen Geistern! Diese kommen in Schafskleidern zu euch, inwendig aber sind sie raubgierige Wölfe. [16] An ihren Taten werdet ihr sie erkennen. [...] <<
Während als Inbegriff derer, die den breiten Weg gehen, der uns letztlich ins Verderben stürzt, Börsianer (also die modernen Tänzer ums "Goldene Kalb", das der Mammon-Götze ist), den (schwarzen) Stier als Talisman haben, der mit seinen Hörnern v.a. dann, wenn er noch rotunterlaufene Augen hat und Feuer zu schnauben scheint, frappierend an den Leibhaftigen erinnert (vgl. den Staats-TV-Satan); ist dessen Gegenspieler traditionell der Bär, der die Kurse drückt und das (sich ökologisch verheerend auswirkende) Wachstum dämpft. Der insbesondere weiße Eisbär ist tatsächlich der Botschafter der Klimaschützer, also letztlich auch der Umweltschützer überhaupt, die nicht das ständige Wachstum und entsprechende Ausbeutung von Menschen-Herden (wie Nutz-Vieh-Herden aus Schafsköpfen oder Kühen) und Umwelt propagieren, sondern ein autonomes Leben in Bescheidenheit auf individuellen Pfaden, die der jeweiligen Berufung entsprechen. Der ÖHI-Prinzip-Bär, der aus den Initialen für Ökologisch, Human und Individuell (also dem ÖHi-Akronym) zusammengesetzt ist, die 3 zu beachtenden geschachtelten Wirkungskreise jeder überhaupt noch akzeptablen Politik beschreibend, steht (zumal als ein heller Bär) für den schmalen Pfad bzw. die schmalen Pfade der gewissenhaft autonomen integren Individuen, die eine wirklich human menschliche Menschheit (als Gesellschaft und "Sozialer Organismus") erst ermöglichen und das nötige Verantwortungsgefühl überhaupt haben, um auch die Ökologie zu schonen.
So gibt es für die beiden Wege zwei Tiere, deren eines das teuflisch Finstere symbolisiert und das andere das (engelhaft) himmlisch Helle.
Der wache Künstler findet solch vielsagend tiefsinnige Symbole. Der geistig benebelte Fernsehkonsument bemerkt sie nicht nur nicht, sondern hat — bei all der ihm täglich im Fernsehen gebotenen Oberflächlichkeit — Schwierigkeiten, die Tiefe der Symbolik überhaupt zu ergründen und zu erfassen.
Der schmale Pfad bzw. die schmalen Pfade der humanen, gewissenhaft autonomen, unkorrumpierbar freien Individuen sind auch die Wege der Menschen als Künstler (im weiteren Sinne), die nach
Offizieller "Botschafter der INSM war lange Paul Kirchhof, der wie geschmiert durch sein schmieriges Rundfunk-"Gutachten" (das die Widerstandsbewegung "Bunte Rose" "Mein Krampf" nennt), die Volksvertreter so angeschmiert hat, dass die das von ihm mit Lutz Marmor und anderen Fernsehverantwortlichen ausgeheckte RundfunkErmächtigungsGesetz (RBeitrStV) durchwinkten, das Kirchhof als verfassungsrechtlich GEboten hinstellte, obwohl das Gegenteil der Fall ist: Verfassungsrechtlich ist es als verfassungswidrig (ja verfassungsfeindlich) VERboten! Aber das schmierige Stück wäre ganz unvollständig geschildert, würde man nicht darauf hinweisen, dass Pauls Bruder Ferdinand Kirchhof Vizepräsident beim Bundesverfassungsgericht ist und alle empört gegen Pauls Krampf wetternde Bürger höchstpersönlich (zusammen mit ihm hörigen Untergebenen) zurückweist. Nun ein Herr Kirchhof bildet sich eben immer ein, ganz unbefangen zu sein, und meint, wenn er das kundtut, sei das trotz Familienbande auch so. Der Begriff der Familien-Bande bekommt da so eine ganz doppelsinnige Bedeutung, zumal wenn man bedenkt, dass Paul der geborene Pate nicht nur des Rotary-Service-Clubs ist, der die Gewaltenteilung auszuhebeln vorzüglich geeignet ist und wohl auch (Namens-)Pate für den Etikettenschwindel Beitrags-"Service" stand, den die Bunte Rose in (zum Begriffs-Inhalt und Benehmen passenderer) korrigierter Rechtschreibung gelegentlich "BeitragSehrFies" nennt.
>> Schrecken muß heute nicht mehr in der Gestalt eines Dschingis Khan oder eines Hitler vorkommen; Schrecken manifestiert sich in der Form der Güte, des Lächelns, des Fortschritts. << [Gruen 1986, S. 73]
Arno Gruens — für immer bleibende und nicht zu unterschätzende — Bedeutung besteht nicht nur darin, dass er in seinen Werken die familiären Wurzeln globaler Probleme (und die globalen Wurzeln familiärer Probleme) aufzuzeigen weiß, die alle auf den Teufelskreis einer Entmenschlichung hinauslaufen. Indem er für das zunehmend an den Rand gedrängte EIGENTLICH Menschliche entschieden Partei ergreift, macht er sich zudem zwar selbst ein wenig zum Außenseiter (im Sinne eines Querdenkers) im Vergleich zu denen, die sich — wie die Mehrheit — den unmenschlichen und Menschen-verachtenden Umständen anpassen und unterwerfen zu müssen glauben, diese so letztlich stützend. Aber er ergreift eben auch Partei nicht nur für das, worauf es als (einzig wichtigem) Ziel ankommt, sondern auch für das, worauf es als (einzigem erfolgsversprechenden) Mittel zu diesem Ziel ankommt und worauf es überhaupt ankommt: Für MENSCHLICHKEIT in ihrer tiefen Bedeutung, und das natürlich umso mehr, je mehr sie gefährdet und im Verschwinden begriffen ist. Er ergreift Partei für das wahrhaft AUTONOME Individuum im Sinne einer Integrität, die nicht die Abspaltung von den (insbesondere empathischen) Gefühlen und die Verleugnung des eigentlichen Selbst bedeutet, wie sie von der Mehrheit der ihrem wahren menschlichen Selbst entfremdeten und allenfalls VERMEINTLICH (und widernatürlich und menschenverachtend) "Autonomen" (also nur Pseudo-Autonomen) praktiziert wird.
Unsere Zitate sollen die Gedankenwelt Arno Gruens bekannter machen und so wirksamer werden lassen.
Auch wenn teilweise längere Zitate dabei sind, die auch eine Ahnung über seine Art der Gedankenführung vermitteln, empfehlen wir sehr, sie v.a. als Anlass zu nehmen, diese oder/und andere Werke Gruens im Original zu erwerben.
Schließlich ist unsere Auswahl subjektiv. Sie ist auch subjektiv (bisher unvollständig) kommentiert oder/und illuminiert (Marker-artig), dann beispielhaft andeutend, was uns daran aktuell besonders interessiert.
Zudem erlauben wir uns oft andere Zeilenumbrüche als im Original, wie sie für die Präsentation von Sprüchen üblicher sind, wodurch ein weiteres subjektives Element von uns dazukommt, das inspirierend sein kann und soll und den Gedankenfluss durch sinniges Verlangsamen vertiefen können soll, das aber auch als störend empfunden werden kann.
Wir verfolgen ausschließlich idealistische und keinerlei kommerzielle Ziele mit dieser Site und den Zitaten und untersagen jede dem widersprechende andere Nutzung!
(Beachten Sie auch unsere allgemeinen Ausführungen unter QUELLEN "Allgemeine Vorbemerkungen" und den folgenden Abschnitt!)
Arno Gruen:
Der Verrat am Selbst
Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau
Deutscher Taschenbuch Verlag 1986, 25. Auflage 2014
(dtv 3500)
Zitate in >>...<< (einschließlich alter Rechtschreibung).
Teilweise "freie Zitate" nur "frei nach Arno Gruen", möglichst seine Begriffe (einschließlich
Schreibweise) und Aussagen verwendend, aber etwas anders sinngemäß zusammengefasst.
Dann nur in einfachen spitzen Anführungszeichen >...< angegeben und als "frei nach" A. Gruen gekennzeichnet.
Kursive Hervorhebungen im Original (von Gruen),
Hervorhebungen durch farbliche Unterlegung von uns.
Auch Zeilenumbrüche von uns.
Pseudo-väterliche Güte, die Dankbarkeit erwartet (weil sie es doch "nur gut meint", obwohl sie sich anmaßend über den anderen stellt, ihn nicht als vollwertig und ebenbürtig ernstnehmend und letztlich entmündigend und so unterwerfend, ihm zudem die Wahrheit vorenthaltend. Das ist wirklich bestenfalls "nur gut gemeint, ist bspw. im Kirchhöfischen aber perfide verschlagen und despotisch, da es auf empörten Widerspruch nicht reagiert und geistige Unterlegenheit der Geschädigten einfach wahrheitswidrig postuliert. Von dieser Art ist nun der (entsprechend unerträgliche und unzumutbare) Kirchhof-Funk!
>>
Es ist bekannt, dass Freud zornig und empört reagierte, als er erfuhr,
daß seine Umgebung zögerte, ihm die Wahrheit über seine Krebserkrankung zu sagen.
Immer wieder findet man deswegen in der Literatur Anspielungen auf Schwächen in Freuds Charakter.
So meint z.B. H. Kohut in seinem Buch 'die Heilung des Selbst' (1977),
daß es Freud nicht möglich war, zu erkennen,
dass hinter dem Zögern, ihm die volle Wahrheit zu sagen,
Güte und Besorgnis gewesen sein könnten.
<<
[[...]
Es ist bemerkenswert, wie in dieser Interpretation
die Anwendung der Psychoanalyse in den Händen vieler ihrer Praktiker
die Ideologie des Herrschens widerspiegelt.
"Natürlich" besteht kein Recht zur Empörung,
wenn die Fürsorge selbst zum Machtmittel wird.
Wenn man sich dagegen auflehnt, erschüttert man das Gebäude,
in dem Güte und Anteilnahme die Mittel sind,
andere in Abhängigkeit zu halten.
Indem man für Sorge und Anteilnahme noch bestätigt wird,
wird der wahre Sachverhalt verdeckt.
Freuds Recht auf Selbstachtung und Autonomie muß relativiert werden,
denn es legt jenes Rollenspiel bloß,
das so häufig für Therapie und Menschlichkeit gehalten wird.
Der Patient soll sich dankbar und abhängig verhalten.
Damit erkauft er die wohlwollende Gesinnung des Therapeuten;
und die Abhängigkeit des Patienten
— sogar wenn sie sich aggressiv und widerborstig äußert —
bestätigt die Überlegenheit dessen, der die Quelle der "Güte" ist.
Freuds Empörung wird missbilligt, stellt sie doch eine Haltung in Frage,
die innerhalb der therapeutischen und der allgemein menschlichen Beziehungen
geradezu gezüchtet wird.
<<
[>>
Wir alle spielen vielerlei Rollen, die dazu dienen,
Systeme der Imagepflege zu stützen,
die ihrerseits auf Macht basieren.
Und indem wir dazu beitragen, diese Systeme zu festigen,
beweisen wir, ohne es zu merken,
wie oft die Ideologie der Macht auf keinen Widerstand stößt.
(Macht mag Widerstand auslösen, aber nicht ihre Ideologie.)
Es ist ein Kreislauf, der sich dauernd selbst in Gang hält.
Dadurch werden wir zunehmend uns selbst entfremdet
und wissen nicht, was wir anderen und uns selbst antun.
In unserer Welt gelten die als die Erfolgreichsten,
die sich dieser Pseudo-Realität am besten anpassen.
Und die, die sich am besten anpassen, sind wiederum jene,
die am meisten von ihren Gefühlen abgeschnitten sind.
Auf diese paradoxe Art verbirgt hier Erfolg den Irrsinn einer abgetrennten Gefühlswelt.
<<
[>>
Was uns üblicherweise vom Bewußtsein ferngehalten wird[:]
Herrscher und Beherrschter, Unterdrücker und Unterdrückter
sind in einen gemeinsamen Machtaustausch verwickelt,
in dem Fürsorge zur Einschränkung der tatsächlichen Freiheit führt;
das Ganze wird dann noch ["]Liebe["] genannt.
Der Preis der Anpassung an diesen Vorgang
ist die Furcht vor der eigenen Freiheit und Lebendigkeit,
und dies trotz aller eventuell zur Schau getragenen Rebellion.
Man kann sich kritisch gegen die Normen einer Gesellschaft auflehnen,
ohne sich dieser Furcht bewußt zu sein.
Ohne es zu bemerken, haben wir uns bereits ergeben.
Da, wo wir es weder bemerken, noch wissen,
haben wir uns mit der Macht selbst identifiziert.
Die Furcht vor der eigenen Autonomie und vor der Lebendigkeit, zu der sie führt,
wird zum unbewußten Angelpunkt unseres Lebens.
Diese Zerstückelung unserer autonomen Möglichkeiten ist so umfassend,
daß wir sie gar nicht bemerken.
<<
[[Passt auf die TV-Glotzer, die auch nicht bemerken, wie sie ihrer autonomen Fähigkeiten beraubt wurden.]
Trotz vorgeblicher Gewaltenteilung ist die Judikative im Grunde dieselbe Macht, die uns vor den Übergriffen derselben oder anderer Gewalten bewahren soll. Manchmal sind es gar dieselben Clans (wie beim RBeitrStV), immer ist es die Macht. Sie herrscht überall amtsanmaßend über das Recht, obwohl es überall umgekehrt sein müsste!
Arno Gruen geht noch weiter und unterstellt uns eine Suche nach Anerkennung bei den Mächtigen, wie wir ja über Eltern und Lehrer in diese Richtung tatsächlich deutlich konditioniert wurden.
>>
Das Bedenkliche an unserer Anpassung ist nicht nur,
daß wir alle bis zu einem gewissen Grad
unfreiwillig nach dem Willen anderer leben.
[...] Wir sehnen uns zwar alle nach Freiheit,
sind aber auf vielfältige Art an die Macht gebunden,
von der wir Anerkennung und Lob verlangen.
Das verurteilt uns zur ewigen Suche nach Bestätigung ausgerechnet bei denjenigen,
die unsere wirklichen Bedürfnisse verneinen.
<<
[>>
Die Rechte und die Individualität anderer Menschen werden einfach übergangen,
aber diesmal unter dem Deckmantel der Freiheit.
"Das", schrieb Miller, "ist keine Freiheit.
Sie wird niemals die Verbindung, die Gemeinschaft mit der Menschheit finden."
Und zwar deswegen nicht, weil der Mensch in seinem Gefühlsvermögen geschädigt wurde.
<<
[>>
Das ist auch die eigentliche Verletzung unserer Generation:
Sie will etwas Besseres, etwas Menschlicheres,
weiß aber nicht, daß ihre eigene verletzte Menschlichkeit diesem Ziel im Wege steht.
<<
[>>
Ihr ungeduldiges "Ich will, sofort!" ermöglicht ihnen,
ihre Abhängigkeit nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen.
Ihre Ideologie wird dazu mißbraucht,
um die Ungeduld zu verkleiden,
mit der sie sich an ihren Eltern rächen möchten,
an Eltern, die ihren Söhnen und Töchtern alles gegeben haben,
nur nicht die Liebe, die sie gebraucht hätten.
[...]
Auf diese Weise bleiben sie dem Diktat der Macht treu und gehorsam.
<<
[>>
Daß der Gehorsam gegenüber Macht und Autorität
zu einer allgemeinen Verneinung der eigenen menschlichen Gefühle führt,
wird auch durch das berühmte Experiment veranschaulicht,
das S. Milgram (1963) an der Yale Universität durchgeführt hat.
<<
[>>
Der Forschungsleiter,
von den meisten fraglos als wissenschaftliche Autorität akzeptiert,
sagte: "Drück den Knopf, gib Strom, es ist zum Besten dieses Menschen" —
und die Teilnehmer teilten die Schocks aus,
selbst dann noch, als die Versuchsperson schrie, zappelte und scheinbar ohnmächtig wurde.
Sie gaben ihr eigenes Mitgefühl einfach auf.
[...]
Aus den Protokollen wird ersichtlich,
daß die Teilnehmer ihre eigenen Reaktionen auf das Leiden der Versuchspersonen
in keiner Weise in ihr eigenes Bewußtsein kommen ließen.
So weit also kann die allgegenwärtige Anpassung unser Menschsein unterdrücken.
<<
[>>
Ein Patient,
dem seine Empfindsamkeit gegenüber seinen eigenen und wirklichen Bedürfnissen zur Last wurde
— weil sie sein Anpassungsvermögen störten —,
drückte [sich] folgendermaßen aus:
"Meine Empfindsamkeit bringt mir nichts ein..., sie belästigt mich nur...
Jener Mann
(er sprach von einem Industriellen, den er in den Ferien getroffen hatte und den er bewunderte)
spielt Tennis und baut sein Imperium auf.
Was tut's, wenn er keine Gefühle hat? (!)
[...]
Ich bewundere ihn, weil es sein Ziel im Leben ist,
weder Empfindsamkeit zu besitzen noch darunter zu leiden...
Er und andere, die so sind wie er, müssen sich gar nicht um die Wirklichkeit kümmern."
Dieses Beispiel zeigt, wie manche Patienten in die Therapie kommen,
um von ihrer Menschlichkeit befreit zu werden,
weil sie sie als "Behinderung" empfinden,
und nicht etwa, um diese Empfindungen zu bewahren.
<<
[
Zur Schwäche der Täter, die angepasst erfolgreich und pseudo-frei über Leichen gehen,
und der Stärke der Opfer, die unangepasst (als "Versager" abgestempelt) und noch als (nicht von Macht korrumpierter) Freier Mensch empfindsam leiden,
Weiter:
>>
[Womit er] uns den ganzen Sinn eines auf Macht aufgebauten Selbst beleuchtet.
Er möchte die Macht haben, die es ihm ermöglichen würde,
der Wirklichkeit der Gefühle und Bedürfnisse anderer wie der seiner eigenen zu entgehen.
Das ist seine (und eine unausgesprochene gesellschaftliche) Idee von ["]Freiheit["]:
sich nicht um diese Wirklichkeit kümmern zu müssen.
Er verbalisierte lediglich,
was uns täglich mit oder ohne Worte suggeriert beziehungsweise vorgelebt wird.
Dadurch wird unsere Empfindsamkeit verschüttet.
Der wahre Sachverhalt ist der,
daß man dem eigenen Leiden entkommen möchte.
Denn man hat nicht die Kraft,
das eigene Leid oder das der anderen wahrzunehmen.
Die Schlußfolgerung drängt sich auf,
daß in unserer Gesellschaft die wirklich Schwachen nicht diejenigen sind, die leiden,
sondern jene, die vor dem Leiden Angst haben.
Die Menschen, die am erfolgreichsten angepaßt sind,
sind die eigentlich Schwachen.
Darum propagieren sie seit Jahrtausenden den Mythos,
daß Empfindsamkeit Schwäche sei.
Sie sind es, die allem Schmerz und Leiden
durch Spaltung ihres Bewußtseins zu entkommen suchen.
Sie sind die eigentlichen Träger einer verzerrten Realität,
d.h. der Ideologie der Macht und des Herrschens.
<<
[>>
Es geht darum,
den Kampf um unsere eigene Realität
angesichts des allgemeinen Drucks,
uns einer verzerrten und reduzierten "Wirklichkeit" zu fügen,
durchzustehen.
<<
[Dabei ist der Anpassungsdruck insbesondere typischer "Gruppendruck", der aus einem Mangel an Selbstbewusstsein (Autonomie) (und selbstgemachtem Druck aus Angst vor Abweichung und Ablehnung) oft noch mehr resultiert, als aus dem ablehnenden Verhalten der Gruppe.
Bezugnehmend auf eine "wissenschaftliche" Rechtfertigung der Untätigkeit von zahlreichen Beobachtern eines Mordes durch Latané und Darley, die zudem auch noch mit einem Preis ausgezeichnet wurde, schreibt Gruen:
>>
Indem Latané und Darley verneinen,
daß der entscheidende Punkt die Beziehung von Umstehenden und Opfer ist,
legitimieren sie die Flucht des Selbst in die Gruppe
und verändern damit unsere Auffassung der Realität.
Indem sie die Spannung zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte, ausschalten
(wie Herbert Marcuse es 1967 formuliert),
setzen sie eine neue Realität ein,
die wesentliche Strukturen unserer Erfahrung leugnet
und das Verstecken hinter einer Gruppe rechtfertigt.
Die Tatsache, daß somatische Symptome den Beweis
für das Vorhandensein von Scham, Schuld, Feigheit und anderen versteckten Gefühlen erbringen,
wird einfach übersehen.
Objektivität, Genauigkeit und "wissenschaftliches" Vorgehen werden verdreht,
um menschliche Erfahrungen über den Haufen zu werfen oder sie zu entstellen.
Während unsere Patienten leiden, weil sie nicht aufrichtig leben können,
bestehen diese Propagandisten der Dissoziation und des Gespaltenseins
auf einer gefälschten Realität, die die Gültigkeit des Leidens in Abrede stellt.
Was von solchen modernen Wissenschaftlern
zur Norm menschlichen Verhaltens erhoben wird,
ist im Grunde gefährlicher Wahnsinn.
Diese Normen verdecken die Ursachen unserer Verletzungen und Verletzlichkeiten:
In einem raffinierten System wird eine eingeschränkte, pervertierte Menschlichkeit zementiert.
<<
[
Gruens Kritik an Abstraktion und "Wissenschaft" wird hier verständlich.
Wenn man Wissenschaftlichkeit in der Psychologie ausgerechnet durch statistisches Messen menschlichen Verhaltens erzielen zu können glaubt, kann man allzu leicht auf so absurde, wahnwitzige, ja >wahnsinnige< Ideen kommen, wie das Verhalten einer gefährlich unterentwickelten Mehrheit zur Norm zu erklären, etwa das derjenigen ca. 2/3 der Menschen, die gemäß den Milgram-Experimenten zu Mörderischem bereit sind, wenn Autoritäten dazu aufrufen. Jedenfalls macht die unsägliche Typisierung, die auch den RBeitrStV zu verantworten hat, dergleichen gefährlichen Unsinn, indem sie bzw. er letztlich Fernsehsüchtige zur Norm erklärt, der alle zu dienen haben. Wir bezeichnen ersteres als Milgram-Norm (in einem allgemeineren Sinn aber auch letzteres).
Es entspricht aber auch weitgehend dem Führerprinzip des Nationalsozialismus, das wir auch als Eichmann-Prinzip bezeichnen, wenn man es als Entschuldigung für sein Menschen verachtend verantwortungsloses Verhalten nutzt.
Immer wieder deutet Gruen entsprechende Teufelskreise an, ohne sie so zu bezeichnen, die er in einem Fall aber gar als circulus vitiosus bezeichnet.
Es ist unverzeihbare Einfalt statt akademischer Anspruch, Menschen und ihre Realität(en) statistisch zu vermessen, statt mit ihnen zu kommunizieren, sie zu befragen. Nicht nur
Vgl. auch die Vernachlässigung des H-Bereichs des ÖHI-Prinzips (Humanität)
[Direkt nach dem letzten Zitat schreibt Gruen weiter:]
>>
Was uns da in Wahrheit glaubwürdig gemacht werden soll,
ist eine Gesellschaft, in der ein allgegenwärtiger Konsens
uns vor Selbstzweifeln, Ängsten und Beunruhigung bewahren soll.
Aber das Gegenteil passiert.
Eine neue Krankheit wird uns eingeimpft.
Unter dem Deckmantel der Beschäftigung mit Gefühlen werden diese verneint.
Und indem uns der Zugang zu ihnen versperrt wird, erhöht sich die Malaise der Gefühlslosigkeit.
Aber Gefühlslosigkeit bedeutet immer gesteigerte Wut und Aggression.
<<
[Und im folgenden Zitat bekennt sich auch Gruen (ähnlich wie Fromm) dazu, dass diejenigen, die wir als normal und gesund ansehen, in gewisser Weise die eigentlich Kranken sind und behauptet darüber hinaus, dass die als krank Geltenden quasi immerhin eine gesunde Reaktion auf ein krankes System noch zeigen:
>>
Die Quelle unserer Aggression und Destruktivität
liegt in der Kultur, nicht im einzelnen Menschen.
[...]
Die wahren Geschädigten sind nicht die seelisch Erkrankten,
die als psychiatrische Patienten von der Gesellschaft gemieden werden.
Es sind diejenigen, die uns ein reduziertes Mensch-Sein suggerieren wollen.
Die Kranken weisen uns unbewußt den Weg zu uns selbst zurück.
Die anderen versperren ihn
mit ihren pseudo-einleuchtenden und -entlastenden theoretischen Gebilden.
<<
[
Höchstens "pseudo-einleuchtend" ist gewiss bspw., wenn das Kirchhöfische, insbesondere in Person der Brüder Paul und Ferdinand Kirchhof, wiederholt (gar "höchstrichterlich") "argumentiert", auch Bürger, die den öff.-"rechtl." Rundfunk nicht empfangen wollten, seien seine Vorteilnehmer, weil schon diese Wahlmöglichkeit ein Vorteil sei.
Dabei wird aber unterschlagen, dass die viel wichtigere Wahlmöglichkeit, des >>Nicht-Mitmachens<<, die jedes autonome Individuum wie Adorno fordern muss, versperrt wird. Wie ein Vegetarier, der Tierhaltung und -Schlachtung ablehnt, eine Zwangsflat für ein umfangreiches Fleisch- oder/und Wurstangebot gewiss nicht als Vorteil sehen kann, auch dann nicht, wenn er nichts davon essen muss, kann ein Fernsehboykotteur, der den massenhaft schädlichen Einfluss des Fernsehens und seine Dauerverführung zum Zeittotschlagen und Abhängigwerden ablehnt, eine Zwangsflat für solch ungesunde Konsumverführung gewiss nicht als Vorteil sehen.
Auch die geradezu vergewaltigenden und Unschuldige nötigenden (und kriminalisierenden) Gewalttätigkeiten, die das Kirchhöfische mit seinem RBeitrStV verübt, den Betroffenen ihr Leben geradezu nehmend, zählen — in perfider juristischer Einschränkung all dieser Verbrechensarten auf nur körperlich nachweisbare Gewalt — juristisch nicht als Verbrechen, obwohl sie geradezu mörderisch sind. Arno Gruen redet in solchen Fällen erfreulich unbeeindruckt Klartext (wobei er im zweiten Teil des Zitats offenbar auf das oben beschriebene empörend relativierende Forschungsprojekt zu einem Mord, der unter den Augen apathisch (nicht) reagierender zahlreicher Zuschauer verübt wurde, zurückkommt):
>>
Die Gewalttätigkeit und Destruktivität, von der hier die Rede ist,
braucht nicht persönlich zu sein und nicht körperlich im unmittelbaren Sinne.
Es ist nicht leicht zu erkennen,
in welchem Zusammenhang und Ausmaß wir von unseren Gefühlen getrennt werden.
Aber solch ein Vorgang ist ein Mord
— wenn auch auf Raten —
an unserem Selbst.
Das erwähnte Forschungsprojekt über "Apathie von Zuschauern"
ist seinem Ansatz nach und in seiner faktischen Wirkung gewalttätig und destruktiv.
Es legitimiert die Verschmelzung eines Selbst mit der Gruppe,
ohne es auszusprechen,
indem es diesen Vorgang einem operationellen, geometrischen Verfahren gleichstellt.
Dadurch fördert er den Untergang unserer Denkmöglichkeit,
unserer Fähigkeit, der Realität entgegenzukommen,
und unserer Kapazität, uns moralisch-ethisch zu verhalten und zu urteilen.
<<
[Solche verheerende Zwangs-Verschmelzung aller mit einer (Fernsehsucht-)kranken Mehrheit, die ihre Dealer freiwillig subventionierte, wird in Deutschland mit dem RBeitrStV sogar staatsdirigistisch angeordnet.
Wo man solchem verantwortungslosen Irrsinn/>>Wahnsinn<< (s.o.) entschieden und hartnäckig widerspricht, wird man schnell als (krankhafter) "Querulant" abgestempelt.
Leider widersprechen dem nur wenige außer den Abgestempelten selbst, die man als vorgeblich "Geisteskranke" nicht ernstnehmen zu müssen meint. Solches passiert nicht nur Bürgerrechtlern wie Solschenizyn in der Sowjetunion, sondern wurde nachweislich auch Gustl Mollath in der BRD zugemutet.
Zu den nicht so einfach abstempelbaren erfreulichen Ausnahmen, die hiergegen ihre Stimme kritisch erheben, gehört (neben Gruen im folgenden Zitat) nach dem zugehörigen Wikipedia-Artikel der Jurist und Kriminologe
Gruens zu solcher Thematik zitierbare Worte sind:
>>
Eine Person mit einem inneren Erleben,
das solchen offiziellen Attributionen widerspricht,
ist in Gefahr, als von der Norm abweichend,
als behindert oder gestört gekennzeichnet zu werden.
Es ist der reduzierteMensch, der uns als normal vorgestellt wird.
Es ist derjenige, der am erfolgreichsten (und scheinbar ohne Probleme)
in einer reduzierten Welt zurechtkommt.
<<
[Fast ist man geneigt, im obigen Zitat "reduziert" (bei "Mensch") mit "beschränkt" zu übersetzen und als Mensch mit Defiziten im Kognitiven, Moralischen und Empathischen vorzustellen.
Das folgende Zitat bestätigt auch die oben über Wikipedia zitierte Aussage von
Heute nennt man solche Personen ja gern HSP-ler (hoch-sensitive Persönlichkeiten), typischerweise Künstlerseelen.
Wir wagen die Vermutung, dass es sein könnte, dass auch Arno Gruen aus solch einem Grund zu den — freilich umso inspirierenderen — "Außenseitern" seines Faches gelegentlich gezählt wird. (Ein anderer ist freilich seine Biographie, die der von Fromm und Bettelheim etwas ähnelt, die ebenfalls zu der verfolgten Minderheit des nationalsozialistischen Unrechtsstaats gehörten und anscheinend Züge von HSP-lern aufweisen.)
>>
Immer wieder sind es die Künstler und Außenseiter,
die unser Bewußtsein von den Einschränkungen offizieller Ideologien befreien.
Colin Wilsons Studie (1956) solcher Außenseiter
im literarischen, malerischen und tänzerischen Bereich
stellt ihre kreativen Errungenschaften als Kampf
gegen die Fesseln einer das Individuum reduzierenden Kultur heraus.
Das Eigenartige ist, daß ihre Erfolge meistens später von derselben Kultur
als Ausdruck ihrer Förderung beansprucht werden.
Es ist aber jedesmal der Versuch,
sich nicht durch die Kultur im eigenen Gefühlsbereich spalten zu lassen,
der es dem Künstler (und Außenseiter) ermöglicht, solche eigenständigen Kräfte zu entwickeln.
Wilson sieht es als Kampf um die eigene Wahrheit an, was sicher auch zutrifft.
Aber im tieften Sinn ist es ein Kampf,
integer und ganz zu bleiben,
nicht da gespalten zu sein, wo die Kultur es verlangt.
[...]
Und sie verlangt dies immer wieder,
insbesondere da, wo sie uns in unserem Autonom-Sein schädigt,
damit wir uns den Ursprüngen unserer Aggression und Destruktivität nicht bewußt werden sollen.
<<
[Wahrlich: >>im tiefsten Sinn ist es ein Kampf, integer und ganz zu bleiben<< ! Das Integre, die innige feinabgestimmte Stimmigkeit auch auf die äußere Realität, auf Wissen, Wahrheit, Moral/Ethik sowie Glauben abgestimmt über die Conscientia, das Gewissen, das zugleich Bewusstsein ist, Selbst-Bewusstsein und Welt-Bewusstsein, Bewusstsein über sich selbst und die Welt, dies Integre ist das Entscheidende, das was die Persönlichkeit wie einen heilen Krug kraftvoll wohlklingend "tönen" lässt, oder wie einen Krug mit Sprung unbrauchbar werden lässt, nicht mehr "tönend", wie es der Persönlichkeitsbegriff ausdrückt. Ein integres Gewissen ist der Kern jeder Persönlichkeit, genauer: jeder integren Persönlichkeit, die aus sich selbst heraus klingt und nicht zur Persönlichkeit bloß aufgebauscht ist!
Solch Aufbauschen kläglicher Menschen ohne nennenswertem Selbst als "Helden" für etwas "Größeres" und sei es noch so menschenfeindlich und menschenverachtend (und größer bloß im Ausmaß (und auch im Ausmaß dieses gefährlich Verderbten)), drückt die Parole >>Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen!<< [v. Heinrich Lersch] aus (s. dazu auch Bemerkungen zu den 2 Wegen und
Ebenso das folgende Gruen-Zitat:
>>
[...] wenn die Ideologie der Macht
von Bürgern
für die eigentliche Realität gehalten wird,
geht Autonomie verloren,
und es herrscht Abstraktion.
<<
[Dies geschieht aber allenthalben, insbesondere auch in den Machthierarchien von Staaten, die allmählich von den Köpfen her stinkend zu Unrechtsstaaten verkommen, ohne dass die Entscheidungsträger der unteren Ränge, die i.a. zu den einfachen Bürgern zu rechnen sind, überhaupt Verdacht schöpfen, da sie schon immer nur taten, was man sie von oben hieß, und nie das Sapere-aude in der Übersetzung Kants beherzigten und weder Remonstrationsrecht noch Remonstrationspflicht kennen, geschweige denn dergleichen je beherzigt hätten.
Das Zitat macht Gruens Begriff der Abstraktion deutlich, den wir i.d.R. ganz anders benutzen und positiv sehen, aber Gruens Kritik gegenüber seiner Art von >>Abstraktion<< teilen, der Pseudo-Abstraktion nämlich, die von Individuen FALSCH abstrahiert, nämlich allenfalls statistisch, d.h. von Unterschieden nicht nur (im Sinne gewissenhafter echter Abstraktion) absehend, sondern sie im Sinne sogenannter "ungerechtfertigter Verallgemeinerung" dümmlich übersehend oder perfide geradezu leugnend! In Gruens Abstraktions-Begriff spielt zudem aber anscheinend auch ganz wesentlich eine Kritik an denen hinein, die statt noch Empathie zu fühlen, sich ins scheinbar sicherere und jedenfalls distanziertere "Rationalisieren" flüchten. Auch diese Kritik teilen wir, jedoch ohne wie viele Andere zu meinen, viel Denken schlösse viel Fühlen aus und verdränge es notwendigerweise.
Wenn man zu obigem Zitat (exemplarisch erläuternd) folgendes Zitat liest, kann man nur froh sein, dass Geschworene auf ihre Eignung geprüft werden. Aber was, wenn die herrschenden Richter inzwischen selbst das Problem sind und unverbildete Geschworene (oder ehrenamtliche Richter) die einzige Hoffnung sind?
>>
Anläßlich eines Prozesses, für den Geschworene ausgewählt werden mußten,
fragte der Richter einen voraussichtlichen Geschworenen,
ob er den Angeklagten für schuldig halte.
Er antwortete: "Wenn er nichts getan hätte, würde er doch nicht hier sein."
(Der Prozeß ging um einen "Black Panther" der damaligen Schwarzen-Bewegung.)
Als daraufhin der Richter weiter fragte: "Nehmen wir an, ich setze Sie jetzt unter Arrest." —
"Das", antwortete darauf dieser Mann, "würde heißen, daß ich was getan haben muß."
Eine bezeichnende Schlußfolgerung!
Dies ist die vollkommene Auslieferung der eigenen Autonomie,
kompensiert mit Hilfe einer vollkommenen Identifikation mit den herrschenden Mächten und ihrer Ideologie.
<<
[>>
Die Tatsache, daß Menschen,
die vor solchen Vorkommnissen wie jener brutale Mord
und den pseudowissenschaftlichen Erklärungsversuchen und daraus legitimierten Normen schaudern,
als unrealistisch bezeichnet werden,
ist ein Symptom für das Ausmaß,
in welchem Perversität die offizielle Realität definiert.
<<
[Obiges Zitat thematisiert wie das folgende erneut das, was wir oben unter dem Stichwort "Querulant" kommentiert haben.
>>
Wir verzeihen eher das Böse,
das sich rings um uns türmt,
aber nicht die Rebellion,
mit der wir das wahre Böse identifizieren.
<<
[
Dieses Zitat erinnert an ein ähnlich traurig-schönes Tucholsky-Zitat:
>>Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.<< [
>>
Schrecken muß heute nicht mehr in der Gestalt eines Dschingis Khan oder eines Hitler vorkommen; Schrecken manifestiert sich in der Form der Güte, des Lächelns, des Fortschritts.
<<
[Gruen 1986, S. 73]>>
Hugo Ball (1919) schrieb einmal:
"Das Wissen, wo es als höchstes Prinzip auftritt,
tötet notwendig den Enthusiasmus, den Geist..."
Albert Szent-Györgyi (1964) legte es mehr persönlich dar:
"Ich verachte nicht das Wissen",
aber wir müssen "lernen zu lernen, unseren Appetit auf Erkenntnis zu wetzen,
damit wir Freude haben können, eine Arbeit zu tun,
die Erregung der Kreativität zu erspüren,
zu lernen zu lieben, was wir gerade tun,
und das herausfinden, was wir gerne tun würden.
<<
[Zu Recht wird hier Erkenntnis über Wissen gestellt.
(Das folgende Zitat ist nicht nur durch unsere Kürzungen (ausnahmsweise) etwas schwer verständlich. Denn durch einen längeren Einschub fehlt etwas der Bezug, der >>Solche Menschen...<< (unten) verstehen lässt (zumal davor sogar ein Punkt fehlt)! Wir haben versucht durch eckig geklammerte Verdeutlichungen mehr Klarheit zu schaffen.)
Auch wenn wir einen anderen positiv besetzten Abstraktionsbegriff haben, teilen wir die Kritik Gruens und anderen wie David Harris an Zuständen und Mechanismen, die sie als "Abstraktionen" bezeichnen.
Insbesondere sehen wir im folgenden Zitat die thematisierte Problematik einer Diskrepanz zwischen Bedürfnissen und Handlungen dort, wo man seinem Gewissen nicht handelnd folgen darf. Tatsächlich ist dem Integren aber ein besonders entschiedenes Bedürfnis, seinem Gewissen auch im Handeln zu entsprechen!
>>
Der Schriftsteller David Harris [...]
schreibt in seinem Buch "Goliath" über jene "institutionalisierten Abstraktionen",
die Menschen hervorbringen, deren Handlungen keinerlei Zusammenhang mit ihren Bedürfnissen haben.
[...][Er kritisiert solche Menschen, denn:]
"Wenn unsere Handlung nicht ein unmittelbarer Prozeß des sich selbst Verwirklichens ist,
(also wenn das Objekt und die Absicht einer Handlung nicht in der Handlung selbst verwirklicht werden),
ist eine direkte Beziehung zu unserem Selbst unmöglich."
([David] Harris, 1970)
Solche [(kritisierten)] Menschen widerspiegeln in dem, was sie für ihre eigenen Gefühle ansehen,
lediglich das, was die Gesellschaft verlangt, daß sie fühlen sollen.
"Soldaten machen Krieg in der Jagd auf Frieden...
Die Absicht der Tat ist auf keinen Fall von der Tat selber getragen."
Was übrig bleibt, ist eine Identität,
welche nur wie eine Montage an einem Fließband zusammengesetzt werden kann,
die nach den Regeln montiert wird,
welche von den abstrakten Vorstellungen einer Gesellschaft verlangt werden.
Wenn wir diese ablehnen, riskieren wir, ausgestoßen zu werden.
Und wenn wir dadurch genügend geschwächt werden, riskieren wir unsere Existenz.
Der Druck der Abstraktionen, die uns prägen, ist gegen die Authentizität gerichtet.
<<
[>>
Diejenigen, welche aus diesem Gefüge auszubrechen versuchen
— indem sie sich nicht ergeben —,
werden als unangepaßte und Versager eingeordnet.
<<
[>>
Der Männlichkeitswahn
— oft unterstützt von Frauen —
produziert Kriege
und
erbarmungslosen Konkurrenzkampf,
wobei
der Herzinfarkt
nur eine Form
der
Selbstvernichtung
ist.
<<
[>>
Wir haben Angst,
neu anzufangen,
uns zu ändern,
weil wir nicht glauben,
es könne uns jemand lieben,
wenn wir wir selbst sind.
<<
[>>
Wenn wir offen, aufrichtig und authentisch sein könnten
— Psychotherapeuten eingeschlossen —,
bräuchten wir zum Beispiel keine Kopfschmerzen zu haben.
Unser wahres Selbst,
dasjenige,
das wir hätten sein können,
wird vom Szenarium der Macht verdeckt.
Wir wurden in ihre Ausprägungen gepresst,
weil keiner uns in unserer Echtheit mochte.
<<
[>>
Unter den Bedingungen einer Kultur,
die Macht als Leitprinzip des Selbst fördert,
lernen Kinder so zu tun, als ob sie verletzt wurden,
um jene zu manipulieren,
die einem wirklich weh taten.
Solche Kinder erlernen die Heuchelei der Macht-Welt schnell:
Wirkliches Leid,
das sich in Depressionen und in Formen des Sichzurückziehens ausdrückt,
irritiert die Erwachsenen.
Dagegen bewirkt ein trügerisches Manöver,
wie tränennasse Augen,
eher Großzügigkeit und erfüllt Erwachsene mit Machtgefühlen.
Über dem augenscheinlichen Erfolg solcher kindlicher Manipulationen
darf nicht vergessen werden,
was für eine Quelle der Verachtung das darstellt!
So verewigt sich Falschheit.
Der Verrat am Selbst führt dazu,
die Welt durch Lügen zu manipulieren.
<<
[>>
"Wenn du jemanden genug demütigst,
brauchst du dir keine Sorgen zu machen,
denn dann hast du ihn auf deiner eigenen Stufe."
<<
[>>
Die Krankheit [...]
ist die große Suche nach Liebe dort,
wo nichts zu bekommen ist.
<<
[>>
Es sind unsere Kinder,
denen wir kein eigenes Selbst gestatten,
die sich an uns und der Welt dafür rächen,
indem sie sich bis zum letzten Atemzug für einen Führer oder einen Gott aufopfern.
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[[...]
>>
Unterwerfung soll zum Selbst führen!
Ein Paradox im Leben, ein Horror,
in dem das Sichauflösen zum Ziel des Lebens wird!
Und immer wieder dient das den Unterdrückern,
denn unter diesem "Idealismus" und "Erhobensein"
steckt die aufgestaute Wut des in seiner Autonomie verletzten Kindes.
<<
[>>
Daß manche Menschen wählen können und manche nicht,
hängt von der Qualität der Stimulus-Welt ab,
der wir im frühesten Leben ausgesetzt wurden
und die uns dann immer mehr in verschiedene Entwicklungsrichtungen zwingt.
Das führt dann dazu, daß wir,
obwohl wir alle in derselben Welt leben,
verschiedene Arten von Stimuli suchen,
wodurch wir letztendlich in verschiedenen Welten existieren.
Die Arten der Stimulation, die uns entgegenkommen,
können in zwei Grundkategorien aufgeteilt werden:
Da ist die eine Art der Stimulation,
die unser Inneres anstößt,
an unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse anknüpft,
und die andere,
die den Menschen zum Vermittler vorprogrammierter Reaktionen macht,
so wie etwa Maschinen mit In- und Output-Charakteristiken.
Weil die Stimuli der ersten Kategorie unser Inneres bewegen,
führen sie laufend zu einer neuen inneren Integration.
Diese löst dann entsprechende Reaktionen aus,
die jedesmal das Selbst in einem neuen schöpferischen Akt ausdrücken.
Diese Reaktion stellt eine immer wieder neue Integration von äußerer und innerer Bewegung dar.
Die andere Art der Stimulation,
die keinen unmittelbaren Zugang zu unserem Inneren herstellen kann,
ist Ausdruck eines reduzierten Bewußtseins
und führt wiederum zu nichts anderem als zu einem reduzierten Bewußtsein.
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[>>
Um uns lebendig fühlen zu können,
werden wir immer mehr Äußeres brauchen,
und das Stimulus-gebunden-Sein wird zu einem Lebensdrang!
Die Stimuli selber treiben uns nun auf einen Kurs,
der uns an sie bindet,
obwohl sie uns innerlich leer lassen.
Da wir aber meinen, daß wir nur mehr von ihnen bräuchten, um die Leere zu füllen,
steigert sich unser Bedarf für das, was im Grunde nur Leere bringt.
[...]
Schließlich ist das, was wir suchen, um uns als lebendig zu erfahren,
bloß noch die Geschwindigkeit, mit der ein Wechsel sich vollzieht.
Form oder Inhalt des Stimulus ist für uns kaum noch von Bedeutung.
Überhaupt wird der Inhalt immer bedeutungsloser.
Tatsächlich wird die Leere der Formen vorgezogen,
denn Formen mit Inhalt und Sinn behindern das Tempo des Wechsels.
Sinn erfordert immerhin etwas Zeit für innere mentale Organisation.
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[>>
Wenn unsere Lebendigkeit von dem andauernden Zufluß äußerer Stimuli abhängig ist,
können wir uns aus dieser Abhängigkeit nicht lösen.
Im Gegenteil: Uns treibt die innere Unzufriedenheit,
zu deren wahren Gründen wir den Zugang verloren haben,
unmerklich in immer mehr Äußerlichkeiten.
Denn dort, so haben wir es gelernt, können wir eine Art Lebendigkeit finden.
Nur, diese Art von äußerer Stimulation löst bloße Reaktionen [Ich: REAKTIVITÄT] aus,
niemals Kreativität.
Sie macht uns zum Roboter.
Wir handeln dann mit uns,
als ob wir uns in den Dingen da draußen finden können,
zum Beispiel in den Sachen, die wir besitzen.
Infolgedessen befassen wir uns mit dem Leben,
als ob es Ausdruck eines Besitzes von Dingen außerhalb unseres Selbst wäre.
Dadurch wird das Lebensbewußtsein reduziert zu dem, was der Markt an Ware bietet.
Unsere Persönlichkeit ist dann tatsächlich durch die Produkte der Industrie definiert.
Das Resultat ist, dass wir von Begierden motiviert werden,
die wohl den Bedürfnissen des Kommerz entsprechen,
nicht aber unseren eigenen.
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[>>
Das Selbstzerstörerische verstärkt sich so lange,
als wir uns nur dann "am Leben fühlen",
wenn wir durch Reaktionen gesteuert werden,
die uns ständig weiter auf das Äußere fixieren.
Auf diesem Weg kann man nicht bei sich selbst bleiben noch bei der eigenen Kreativität,
die geweckt werden muss,
damit wir uns wirklich lebendig fühlen.
Um wirklich lebendig zu sein, muss man fühlen, nicht nur reagieren.
Dann verweilt man bei den Dingen,
weil die schöpferische Kraft, die jeder besitzt, Zeit braucht,
aufzusteigen und in unser Tun einzudringen.
Statt dessen werden wir zu Robotern in der Gewalt von Stimulusketten.
Wir sind blind und verfehlen unsere eigenen Möglichkeiten zur Entwicklung,
weil die Äußerlichkeiten, an die wir uns hängen,
uns den Zugang zu unserem Inneren versperren.
Wenn dann ein solcher Mensch tatsächlich von den auf ihn zukommenden Reizen isoliert wird,
fällt seine Reaktionsweise — also seine Persönlichkeit und ihre Kohäsion — auseinander;
es sei denn, daß er eine innere Stärke, seine innere Welt, entwickelt hätte.
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[>>
Bei der statistischen Bearbeitung der meisten Forschungsansätze
fallen jene Individuen,
die auch unter diesen Bedingungen nicht dekompensieren,
heraus.
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Daß die Resultate der Deprivations-Forschung
so sehr die Auswirkungen in Richtung der geistigen Störungen betonen,
ist sehr bezeichnend für den allgemeinen Druck,
dem wir Menschen gegenwärtig ausgesetzt sind
und der uns in eine Entwicklung treibt,
durch die wir in einem zunehmenden Maße abhängig von der äußeren Stimulus-Welt werden.
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[>>
Unter den Stimulus-Bedingungen der Entwicklung,
der wir immer mehr ausgesetzt sind,
werden wir zunehmend von jenen Stimulusarten bewegt,
die unser Inneres nicht anrühren
und uns infolgedessen immer mehr von Außen abhängig machen.
Solch eine Entwicklung fördert im übrigen die Illusion,
daß wir uns selbst besitzen.
Indem wir den Zufluß an Stimuli von außen her suchen,
unsere Reaktionen auf sie aber keine inneren Prozesse auslösen,
verstärkt sich unsere Abhängigkeit von den äußeren Stimuli.
Dieser circulus vitiosus
— am Ende eine Jagd auf den Wechsel selber —
wirkt zerstörerisch,
da er im Grunde eine Sucht ist,
die es dem Menschen unmöglich macht,
seine wahren Bedürfnisse zu erkennen.
Verlangen und Gelüste dominieren.
Wenn das Innere unberührt und unbefriedigt bleibt,
wird es zusätzlich zur Quelle eines Unbehagens,
das zu Wut und Zerstörung führt.
Und es wird schwer, einen Weg zu sich selbst zurückzufinden.
Man bräuchte Lehrer — aber man weiß es nicht.
Denn im maßgebenden Umfeld eines jeden handelt jedermann nach gleichem Muster:
die Raserei des nach außen zielenden Suchens.
Man ist nicht in der Lage, die eigenen Verletzungen anzuerkennen,
den Verlust des Zugangs zu den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen.
<<
[>>
Umgeben vom toten Besitz,
vom Wechsel um seiner selbst willen,
treten wir einfach auf der Stelle.
Je mehr Veränderungen wir im Äußeren suchen,
je öfter wir unsere Kleider, Orte, Autos, Apparätchen wechseln,
desto intoleranter werden wir gegenüber der Ungewißheit,
der wir täglich ausgesetzt sind.
Scheinbar ein Paradox, bis man merkt,
daß die Raserei für das Neue einer Furcht entspringt,
jener Furcht nämlich, mit unseren inneren Gefühlen in Berührung zu kommen,
von denen wir ferngehalten werden und die uns deswegen fremd und gefährlich vorkommen müssen.
Sie sind die neue Unsicherheit von heute, die uns zu erdrücken scheint.
Jedoch:
Nur wenn es uns gelingt,
uns wieder mit unseren inneren Gefühlen zu verbinden,
wird es für uns einen Ausweg geben.
<<
[
Nicht-Autonomie
hat schreckliche Konsequenzen für uns alle.
Es ist derjenige Zustand,
worin Jagd nach Macht zum Weg wird,
das innere Chaos und die drohende psychotische Auflösung abzuwenden.
Mit der Abweisung des Inneren,
des Zugangs zum immer lauernden Ohnmachtsgefühl,
mit dem Streben nach Macht
selber die Selbstablehnung und gleichzeitig die Angst vor innerer Leere vertiefend,
bleibt nichts anderes übrig,
als die Verstärkung der Jagd nach Macht.
Öffentliche Macht wird dadurch zum Ziel wie auch zur Stütze der persönlichen Einheit.
Die Dynamik einer solchen Entwicklung läßt keine echten Kompromisse mit anderen zu.
Eine Übereinstimmung sehen die betreffenden Menschen nur als Schwäche im anderen.
Für sie gibt es keine Ebenbürtigkeit,
man wird entweder beherrscht oder herrscht selbst.
Für sie ist die Erfahrung der Kindheit zur Kern-Lektion ihres Lebens geworden:
Der Schmerz ist Herr über den Geist,
deswegen zählt nur Macht.
Sie können nichts anderes zugeben,
denn sonst müßten sie die Feigheit ihrer eigenen ursprünglichen Unterwerfung
dem Schmerz gegenüber zugeben.
Aber gerade ihr Sein wird uns unaufhörlich als realistisch vorgespielt.
Es ist ein Sein, das dem Tode gewidmet ist,
denn für diese Leute bedeutet das Lebendige Gefahr.
Und so zementieren sie die Auffassung,
daß Freiheit hemmungslose Bestätigung des Ichs mit sich bringe,
also gefährlich sei.
Das bewirkt tatsächlich,
daß die, die gegen diese Gewalt rebellieren,
Freiheit mit ungehemmter Bestätigung des Ichs gleichstellen!
Das wiederum bestätigt die Ängste jener,
die vergeblich ihre Identität in den Formen der Gewalt suchen.
<<
[>>
Dieser "Realismus" ist der eigentliche Feind des Menschseins.
Um uns unsere Menschlichkeit aufrechtzuerhalten,
müssen wir ihn als das sehen, was er ist,
eine neue (oder schon uralte?) Form des Wahnsinns [...].
Die Machtpolitiken,
die uns als Realismus vorgehalten werden,
bringen uns jeden Tag dem Abgrund näher.
Und wie schon früher, so auch jetzt,
versucht man im Namen der Realität,
uns den tödlichen Ausgang und die tödliche Gesinnung zu verneinen.
Jene, die an der Macht sind, behaupten,
uns ohne jeden Eigennutz beschützen zu wollen.
<<
[>>
Es gibt keine Methode oder Technik, die zu einem Selbst führen.
Die Erwartung solch einer Lösung entspricht schon einem Selbst,
das ohne Bewußtsein in der Annahme gefangen ist,
daß ein Mensch wie eine Maschine auf Knopfdruck funktioniere.
Die Einstellung ist der Schlüssel zur Autonomie.
Wenn man sein Mitgefühl und seine Liebe zu anderen wirken läßt,
wird man sie finden.
Die Mannigfaltigkeit der Wege zu ihr
entspricht der Einzigartigkeit des einzelnen.
Deswegen muß man seinen Weg alleine finden.
Begleitung und Freunde sind dabei nötig,
aber die Wahl des Weges muß die eigene sein.
<<
[Dies Werk ist quasi das Vermächtnis von Arno Gruen, eines seiner letzten Werke und hochaktuell!
Arno Gruen:
Wider den Gehorsam
Klett-Cotta 2014 Stuttgart, 7. Auflage 2015
Zitate in >>...<<.
Teilweise "freie Zitate" nur "frei nach Arno Gruen", möglichst seine Begriffe und Aussagen verwendend, aber etwas anders sinngemäß zusammengefasst.
Dann nur in einfachen spitzen Anführungszeichen >...< angegeben und als "frei nach" A. Gruen gekennzeichnet.
Kursive Hervorhebungen im Original (von Gruen),
Hervorhebungen durch farbliche Unterlegung von uns.
Auch Zeilenumbrüche von uns.
Im folgenden Zitat müsste eventuell "Konstruktion" als das betontere Wort kursiv gedruckt werden statt "persona".
"Standardisierte Personen" sind "Typen", die im Nationalsozialismus mit den Erziehungsmethoden Krieks erzeugt wurden und heute mittels der Typisierung, die insbesondere das Kirchhöfische und sein RBeitrStV Menschen-verachtend gewissenlos anwendet, mit Kruppstahlhärte der Justiz erzwungen werden.
>> Das Resultat unserer rationalisierten, von abstrakten Ideen über unser erwünschtes gehorsames Wesen geformten Zivilisation sind standardisierte Personen. Das Individuum in unseren Kulturen läuft deswegen dauernd Gefahr, sich in eine Funktion oder in ein Statusideal aufzulösen (Goffmann 2006). Wir, die wir uns für so individualistisch halten, verwechseln die Konstruktion einer persona mit der eigenständigen Entwicklung eines Selbst. [Ich: eigentlich müsste wohl KONSTRUKTION betont und kursiv gedruckt sein, da er weniger die Person kritisiert, als ihre bloße Konstruktion statt Entwicklung.] Deswegen hielt Nietzsche die "ideale" Welt für eine Lüge, weil sie aus jasagenden, sich selbst verleugnenden Menschen bestand (Nietzsche, Ecce homo 1980).
<<
[>>
Die Angst, ungehorsam zu sein, führt dazu, sich dem Unterdrücker unterzuordnen. Indem man sich mit dem Unterdrücker verbündet, kehrt man seine Gewalt und Verachtung in Liebe um. Rechtsradikale Führer gelangen [...] besonders in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche an die Macht. Diese Führer erwarten Gehorsam und wollen ihn als Größe und Zeichen ihrer Macht wiederherstellen oder stärken. Dass dies gelingt, zeigt uns: Das Bedürfnis nach Gehorsam ist ein grundlegender Aspekt unserer Kultur.
<<
[>>
Gerade dieses Bedürfnis spiegelt aber eine Pathologie, die von der Kultur selbst hervorgerufen, ja erzeugt wird. Wer die Demokratie stärken will, muss folglich zunächst die Wurzeln dieser Pathologie aufdecken. Nicht rationale Programme sind dabei gefragt oder erforderlich, vielmehr müssen die Strukturen grundlegend geändert werden, die diesen Gehorsam fördern. Weil diese Strukturen des Gehorsams offensichtlich, allgegenwärtig und so sehr Teil unseres täglichen Lebens sind, nehmen wir sie als solche jedoch gar nicht mehr wahr.
<<
[>>
Wir erkennen unseren Gehorsam [...] überhaupt nicht mehr.
Wir leugnen sogar, moderne Sklaven und Knechte des Gehorsams geworden zu sein.
Wir spüren die Fesseln schon gar nicht mehr.
Und deshalb ist der Kampf gegen die Knechtschaft, der Kampf gegen den Gehorsam so schwierig.
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[>>
Aus den Experimenten und Arbeiten von Milgram (1963, 1975) geht in erschreckender Weise hervor, dass blinder Gehorsam in unserer Kultur eine viel größere Rolle spielt, als wir es wahrhaben möchten. Milgram führte seine Untersuchungen in Conneticut durch, einem Bundesstaat der USA, der 1776 als eine der ersten Kolonien gegen England revoltierte und schon immer als sehr demokratisch galt.
Milgram wollte Erklärungen dafür finden, wie es zu Auswüchsen an Kadavergehorsam während des Dritten Reiches kommen konnte. Die Vorarbeiten von Theodor W. Adorno et al. (The Authoritarian Personality, 1950) und Erich Frommm (Die Furcht vor der Freiheit, 1941) hatten ihn zu seinen Experimenten inspiriert. Zu seiner Überraschung zeigten sich auch seine Versuchspersonen — amerikanische Mittelklassebürger — zu grausamen Taten bereit, wenn eine Respektsperson von ihnen Gehorsam einforderte. 65 Prozent von Milgrams Versuchsteilnehmern folgten ohne große Einwände und ohne Widerrede den Anweisungen des Versuchsleiters, der als wissenschaftliche Autorität ausgewiesen wurde. [...] Selbst die Schreie und Ohnmachtsanfälle des Gepeinigten brachten die meisten Versuchspersonen nicht davon ab, den Anordnungen des Leiters Folge zu leisten. Nur einer von drei Probanten weigerte sich, die Quälerei fortzusetzen. Milgrams Experiment wurde in vielen Ländern, auch in Deutschland wiederholt — stets mit denselben Resultaten.
<<
[>>
Wir glauben, wir könnten durch rationales Denken dem kritiklosen Gehorsam entgegenwirken. Dabei merken wir nicht, dass es eigentlich nicht um das Denken oder Überlegen geht. Vielmehr dreht es sich um eine Knechtschaft, der wir uns unterwerfen mussten, die tief in unsere früheste Kindheit zurückreicht und die durch die überwältigende Macht unserer Mütter und Väter hervorgerufen wurde. Die Macht der Eltern über uns erkennen wir nicht, denn in unserer Kultur gelten Mutter und Vater als allwissend, als wohlwollend, weil sie nur das Beste für uns wünschen.
<<
[Kritisiert man "Kriegskinder", die als Machtlinge anderen antun, was einst ihnen angetan wurde, so stellen sie sich taub und unansprechbar. So fährt Gruen unter der Rand-Überschrift: Weder Opfer noch Täter nehmen sich als Opfer und Täter wahr. fort:
>>
Folglich wird auch Gehorsam nicht als das wahrgenommen, was er ist, ja mehr noch, ein Großteil der Menschen fühlt sich gerade dann besonders bedroht, wenn sie mit der Wahrheit über ihren Gehorsam konfrontiert werden. Diese Bedrohung erinnert uns an die eigentlichen Umstände unserer frühkindlichen Entwicklung, die aufs Engste mit dem Gehorsam verbunden sind. Diese Umstände müssen daher unterdrückt werden, weil sie sonst Angst und Terror auslösen würden.
Es ist mehr als merkwürdig, dass ein Mensch, wenn er bedroht und terrorisiert wird, dazu neigen kann, sich mit demjenigen zu identifizieren, der ihn terrorisiert. Mehr noch, der Bedrohte verschmilzt sogar mit dem Bedroher und gibt seine Identität zugunsten der ihn terrorisierenden Instanz auf. So erhofft der terrorisierte Mensch — was nie gelingen kann —, sich retten zu können.
<<
[Letzterer Mechanismus wird im Vampir-Mythos symbolisch gepflegt: Vampirbisse machen aus Opfern weitere Täter. (Das Halbtote, das heute im Kirchhöfischen sein Unwesen treibt, beutet nicht nur aus, sondern verbreitet das Halbtote totalitär.)
>>
Wir sind [...] in der Lage, die Wirklichkeit auszublenden und blind zu werden, um den uns bedrohenden Terror nicht sehen oder überhaupt wahrnehmen zu müssen. Stattdessen halluzinieren wir eine Einheit mit dem uns bedrohenden Andern, verlieren unsere Identität und manchmal sogar unser Leben.
<<
[Vgl. die "Wir sind"-Kampagne des Staatsfernsehens zur Einführung des Zwangsbeitrags.
Gruen fährt fort mit der Rand-Überschrift: >> Erzwungene Unterwerfung und blinder Gehorsam<<:
>>
Im Jahre 1961 erschien eine Studie des Heidelberger Psychosomatikers Friedtjov Schaeffer über "Pathologische Treue" in der Zeitschrift "Nervenarzt". Der Autor beschreibt in seinem Beitrag, wie verheerend sich die Treue einer jungen Frau zu ihrer Großmutter auswirkte, die ihre Enkelin unmenschlich, sadistisch und gewalttätig quälte. Menschliche Regungen bekämpfte die Großmutter als hassenswerte Schwäche der Enkelin, die schließlich gegen ihre eigenen Gefühle ankämpfte und sie unterdrückte.
Die Brutalität ihrer Ersatzmutter entschuldigte das Opfer damit, dass die Großmutter so viel arbeiten müsse. Der Alltag der Großmutter wurde zum alleinigen Maßstab dessen, was die Enkelin erwarten durfte. Jede Möglichkeit, etwas Besseres zu erleben, verschwand aus ihrem Gesichtskreis, da alle Vorstellungen von Angst und Terror besetzt waren. Eine solche Treue schlägt in kritiklosen Gehorsam um; jede Regung der Großmutter machte die junge Frau zu ihrer eigenen. Dadurch wurden die unerträglichen Verhältnisse, in denen dasa Opfer lebte, aufrechterhalten, moralisch gerechtfertigt und auch noch verteidigt.
<<
[>>
Genau diese moralischen Rechtfertigungen treffen wir im gesellschaftlichen Leben immer wieder dort an, wo Menschen ihrem Unterdrücker beigetreten sind. Die Kehrseite jeder Treue ist Gehorsam. Umgekehrt impliziert jeder Gehorsam Treue. Menschen halten sich für treu, aber deswegen nicht für gehorsam, weil sie sich — aus freier Wahl — als treu empfinden und erleben. Aber indem man Treue als einen moralischen Wert empfindet, den man selbst wählt, verhüllt man jenen Gehorsam, der der Identifikation mit den Mächtigen dient. Beide, Treue und Gehorsam, wurzeln in der Autorität, wodurch freiwillige Knechtschaft zum moralischen Wert und zu einer bewundernswerten menschlichen Qualität erhoben werden. Ein derartiges Verhalten resultiert aus einem destruktiven Vorgang, bei dem der Wert des eigenen Selbst zum Unwert erklärt und der Unwert des Unterdrückers zum Wert verklärt, also in sein Gegenteil verwandelt wird.
<<
[>>
Dies bewirkt und steuert zugleich den Gehorsam. Die Wurzeln dieses uralten Mechanismus finden sich in der frühesten Kindheit: Damals waren wir den Erwachsenen, die uns versorgten, aber auch ihren Willen aufzwangen, ausgesetzt. Diese Erfahrung bedroht jedes kindliche Selbst, das sich gerade entwickelt. Kinder, deren Willen auf diese Weise gebrochen wurde, entwickeln einen verhängnisvollen Gehorsam gegenüber Autoritäten.
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[>>
Unsere Entwicklung wird dadurch gestört,
dass sie Gehorsam verlangt
und eine Identifizierung mit demjenigen, der Gehorsam einfordert.
Gehorsam ist immer Unterwerfung unter den Willen eines anderen,
weil dieser Macht über einen hat.
Wenn das Kind von demjenigen, der es schützen sollte körperlich oder/und seelisch überwältigt wird
und das Kind zu niemandem fliehen kann,
wird es von Angst überwältigt.
Es kann nicht damit leben, dass die Eltern sich vor ihm zurückziehen.
Ohne Echo für seine ihm eigene Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit kann ein Kind nicht überleben.
Es übernimmt, um eine Verbindung aufrechtzuerhalten, die Erwartungen der Eltern.
Auf diese Weise wird das seelische Sein eines Kindes in seiner autonomen Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit geradezu ausgelöscht (Gruen, 1999).
Für ein heranwachsendes Kind oder einen jungen Erwachsenen ist dann nur noch ein Ausweichmanöver möglich,
um die Angst, mit der keiner leben kann, in den Griff zu bekommen:
Die Todesangst ist so überwältigend, so paralysierend, dass sie beiseitegeschoben und abgespalten werden muss — nicht nur verdrängt.
Abspaltung bedeutet, dass ein Mensch Teile seiner Psyche, die ihm zur Gefahr werden, absondert.
<<
[>>
Jakob Wassermann schreibt in seinem Roman Der Fall Maurizius (1928) [...]
"[...] Gut und Böse entscheiden sich nicht im Verkehr der Menschen untereinander,
sondern ausschließlich im Umgang des Menschen mit sich selbst."
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[Pflichterfüllung aus Gehorsam ist nicht mit dem Wert von Verantwortungsbewusstsein aus Überzeugung und moralischer Integrität (Conscientia) vergleichbar:
>>
An Stelle wirklichen Verantwortungsbewusstsein tritt Pflichterfüllung.
<<
[>>
Korrektes Verhalten erzeugt den Anschein von Verantwortung,
ist aber von einer wirklichen Übernahme von Verantwortung weit entfernt.
Daraus resultiert ein Persönlichkeitsgefüge,
das innere Regungen nach Freiheit mit Ungehorsam gegenüber der Macht gleichsetzt,
von der man Anerkennung erhofft.
Gleichzeitig hasst man alles,
was die dahinter lauernde Angst und damit die wahre Ursache des Leidens aufdecken könnte.
<<
[>>
Aus diesem Grunde müssen Menschen mit einer solchen Entwicklungsgeschichte
alles, was die Wahrheit aufdecken und zu wirklicher Liebe führen könnte,
nicht nur hassen, sondern zerstören.
Gehorsam ist aus diesem Grunde nie einfach nur blinder, kritikloser Gehorsam,
sondern stets eine geballte Dynamik von Gefühlen und Identitätsstrukturen,
die der Entfremdung des Menschen von sich selbst dienen.
(Gruen, 2003)
<<
[>>
Im Kampf der sogenannten Sozialisation muss ein Säugling dazu gebracht werden, sich dem Willen der Eltern zu fügen.
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[>>
In ihrem Buch Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind veranschaulicht Sigrid Chamberlain kritisch die pathologischen Effekte der offiziellen Erziehungsmethoden des Dritten Reiches. Chamberlain leistet einen wichtigen Beitrag über den Versuch der Nazidiktatur, ihren Herrschaftsanspruch zu verewigen. Sie beschreibt diese Ideologie, die — wenn auch in verhüllter Form — typisch für alle sogenannten großen Zivilisationen ist: Die natürliche Beziehung zwischen Kindern und Eltern ist ein Machtkampf, der verhindern soll, dass sich der "unreife" Wille des Kindes durchsetzt. Dies verschleiert jedoch, dass es nicht um ein "Zivilisieren", sondern um das Brechen des kindlichen Willens, seine Unterwerfung, also um die Ausweitung von Herrschaft geht: Eine solche Sozialisation des Kindes soll dafür sorgen, die Motivation zum Gehorsam gegenüber den Mächtigen tief in der menschlichen Seele zu verankern. Das geht aber nur, wenn man die Bedürfnisse, Wünsche und Gefühle, die dem Kind eigen sind, schon im Keim zum Schweigen bringt.
<<
[Wie dieses Zitat machen auch die folgenden auf die Kriegskinder-Problematik aufmerksam, ohne diesen Begriff explizit zu gebrauchen. Statt dessen spricht Gruen (wiederholt) vom >Versuch der Nazidiktatur, sich in ihrem Herrschaftsanspruch zu verewigen<. Wessen kindlicher Wille perfide gebrochen wurde, der bricht auch den Willen Erwachsener perfide (wie das Kirchhöfische), wenn er die Macht dazu hat.
>>
Der Versuch der Nazidiktatur, sich in ihrem Herrschaftsanspruch zu verewigen,
wirkt bis in unsere Zeit hinein
und ist doch als geschichtlicher Vorgang verleugnet worden.
Die nationalsozialistische Ärztin Johanna Haarer veröffentlichte 1937 ihr Buch Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
und lieferte die ideologische Grundlage für eine Erziehung, in der das Eigene des Kindes zum Fremden werden soll.
<<
[>>
Es ist die Nicht-Anerkennung der empathischen Wahrnehmungen des Kindes und seiner Bedürfnisse während der ersten Monate seines Lebens,
die dazu führen, dass es keine eigene Identität entwickeln kann. [...]
Nicht-Anerkennung erlebt ein Säugling — oder auch später ein Erwachsener — als ein Sterben.
Der berühmte amerikanische Psychologe William James schrieb 1905,
fehlende Anerkennung des eigenen Wesens löse ein Ohnmachtsgefühl aus, das dem Sterben gleichkomme.
Der Neurologe Walter B. Cannon zeigte in seiner bahnbrechenden Studie über den Voodoo-Tod,
dass die Unterdrückung von Wut zum Tod führen kann.
(Cannon 1942)
<<
["Wie du mir, so ich dir" ist ihre moralisch primitive Philosophie (nach Kohlberg nur die 2-te Stufe von 6 Stufen, eine Stufe, die i.d.R. nur bis 9-Jährige und kriminelle Erwachsene einnehmen). Allerdings kann das von den Eltern in der Erziehung gebrochene Kind sich nicht (einmal) direkt an den Eltern rächen, sondern sucht sich dafür stets Schwächere in der Machthierarchie, die es umso entschiedener erklimmt, sich mit den Tätern identifizierend, geradezu so, wie es Vampir-Mythen beschreiben: Der Halbtote macht seine Opfer zu Seinesgleichen.
So beschreibt Gruen unter der Überschrift >>FEHLENDE IDENTITÄT UND ZERSTÖRUNG<< den Zusammenhang zwischen beiden Begriffen:
>>
Viele Menschen mit solch einer Entwicklung besitzen deswegen keine eigene Identität
und machen es sich zum Anliegen,
andere Menschen zunichtezumachen,
deren Identität sich empathisch entfalten konnte.
Die Nazis waren davon besessen, Menschen, die menschlich waren, ihre Identität zu nehmen.
Das KZ-Grauen hatte nicht einfach nur eine körperliche Vernichtung im Sinn.
Übergeordnetes Ziel war es, die menschliche Würde und "persona" zu zerstören.
Es waren Menschen ohne eigene wirkliche Identität, die anderen das nehmen mussten, was sie selbst nicht besaßen.
Aus Rache töteten sie im anderen Menschen das eigene Fremde, das sie selbst zu ihrer eigenen, wirklichen Identität hätte führen können.
<<
Gruen geht auf eine Arbeit des Historikers
Bemerkenswert sind die bloß kaum 2 Prozent menschlicher Menschen im folgenden Zitat vielleicht auch darum, weil die höchste Stufe der Moralentwicklung nach Kohlberg ein ähnlich geringer Prozentsatz der Menschen erreicht. Allerdings schockiert, wenn erst dann Menschlichkeit einigermaßen verlässlich gelebt werden (können) sollte.
>>
Kurz nach Beginn des Einsatzes bildeten sich 3 Gruppen heraus:
Eine Kerngruppe des Bataillons tötete schon bald mit wachsender Begeisterung.
Eine zweite, größere Gruppe führte die Räumung der Ghettos und die Erschießungen aus,
ergriff aber von sich aus keine Initiative; einige ließen sogar Opfer am Leben.
Die dritte Gruppe, weniger als 2 Prozent, entzog sich dem Befehl und verweigerte das Morden.
<<
[>>
Vor Beginn der ersten Tötungsaktion informierte der Kommandant die 500 Mann starke Einheit über das Vorhaben.
Dann machte er ein ungewöhnliches Angebot:
Diejenigen, die sich der Aufgabe nicht gewachsen fühlten, sollten vortreten.
Ein Mann meldete sich,
danach zwölf weitere:
"Die meisten schafften es nicht, aus dem Glied zu treten und offen nonkonformes Verhalten zu zeigen.
Zu schießen fiel ihnen leichter."
(Browning 1996)
<<
[>>
"Normale Menschen [...]
geraten in einen Zustand der Fremdbestimmung,
in dem sie nur noch Vollstrecker eines fremden Willens sind.
Dabei fühlen sie sich nicht mehr für den Inhalt ihrer Handlung persönlich verantwortlich,
sondern nur noch für deren möglichst gute Ausführung."
<<
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Wir bilden uns heute viel darauf ein, rational zu sein.
Tatsache ist jedoch, dass alltägliche Verleugnungen "normaler" Bestandteil unserer Kultur sind.
Der Wahrheit ins Auge zu blicken, fällt uns schwer.
Wir sind gefangen in der Angst, zu sehen, was wirklich ist.
Um dies zu erkennen, brauchen wir eine ganz andere Art von Psychopathologie als die heute übliche.
Wir stufen diejenigen Menschen als normal ein,
die sich der allgemeinen Verleugnung anpassen
und so in unserer Kultur erfolgreich operieren.
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Wenn wir zum Gehorsam erzogen werden,
ist das eigentliche Opfer unser Selbst, das zum Fremden in uns wird.
Dieses Selbst wird verzerrt durch den Gehorsam.
Blinder Gehorsam macht es unmöglich, die Wahrheit des ganzen Vorgangs zu erkennen.
Gehorsam, könnte man sagen, dient nicht nur dazu, sich dem Unterdrücker unterzuordnen,
sondern auch, seine Taten zu verschleiern.
Mit anderen Worten:
Gehorsam untermauert Macht.
Er macht es unmöglich, die angestaute Wut gegen jene zu richten, die für sie verantwortlich sind.
Die Wut jedoch ist da,
genauso wie der Hass auf das eigene Opfer,
das man als fremd von sich weisen muss,
um sich mit den Mächtigen zu arrangieren.
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Die Basis unserer "Hochkultur" ist
das Bestreben, die Welt im Griff zu haben,
sie zu besitzen, zu beherrschen
und gleichzeitig für Mechanismen zu sorgen, die eine Verleugnung und Verschleierung dieser Motivation bewirken.
Diese Verschleierung basiert auf dem Motto:
Wir verfügen über dich, weil es zu deinem Besten ist.
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Der Versuch, Menschen in Kranke und Nichtkranke einzuteilen, ist zum Scheitern verurteilt, weil die eigentliche Krankheit, die unser Opfersein hervorbringt, dabei nicht berücksichtigt wird. Wenn aber diese Grundlage unserer Entwicklung ignoriert wird, ist unser Geschichtsbewusstsein unvollständig. Das Vorhaben, die Geschichte des Menschen zu verstehen, wird so lange scheitern, wie wir nicht in der Lage sind, das Allgegenwärtige des Fremden in uns zu erkennen. Die klare Sicht auf diese Umstände ist verstellt, weil wir den Terror und das Leid, denen wir ausgesetzt waren, verleugnen müssen, um überleben zu können. Dieses Ausblenden führt jedoch dazu, dass wir uns selbst nicht als Opfer erkennen und der Gehorsam immer wieder inszeniert und weitergetragen wird. Dabei ist das Perfide am Gehorsam seine eingebaute Sicherung: Gegen ihn zu verstoßen bedeutet, mit Schuld überladen zu sein.
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Die Geschichtsschreibung orientiert sich an Herrschern, Eroberern und mächtigen Feldherren.
Die meisten soziologischen und historischen Denksysteme
führen deren Verhalten auf innere Größe, Weitsicht und Souveränität zurück.
Das Gegenteil — so meine Überzeugung — ist der Fall:
Unsere Geschichte dreht sich um die Anpassungsfähigen,
also jene, die ihre Wut und ihren Hass auf das Fremde außerhalb ihres eigenen Selbst richten.
Große Feldherren sind vor ihrem eigenen Schmerz davongelaufen,
um ihn außerhalb ihrer selbst in vermeintlichen Feinden zu zerstören.
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Eric Neumann (1997) stellt die Frage,
"ob für eine Epoche des Totentanzes,
von dem der Nationalismus in Deutschland nur ein Vorspiel war,
die Frage nach der Ethik ... überhaupt zulässig ist."
Seine Antwort lautet ja, denn
man "muss erkennen, dass der Entstehung des Individuums die höchste Anstrengung der Spezies Mensch von jeher galt, ...
(doch) eine Psychologie, welche die Individualität gerade heute als Zentralproblem der Gemeinschaft ansieht, steht anscheinend auf verlorenem Posten.
Aber immer wieder hat sich herausgestellt, dass die verlorenen Posten die Punkte sind, an denen das für die Menschheit Entscheidende geschieht."
(Neumann, S. 5f.)
Häufig tut die Kritik diese Einsicht als Psychologisierung ab.
Hinter diesem Einwand verbirgt sich aber eine verdrießliche Absicht:
Dem Menschen seine Verantwortung für sich selbst zu nehmen,
damit er seiner wirklichen Schuld und damit seinem Verantwortungsgefühl entkommen kann.
Es geht also nicht darum, politische, ökonomische oder soziologische Aussagen zu machen.
Die auf vielen Ebenen bestehende Arbeitsteilung in unserer Kultur spiegelt diese Tendenz wider, den Menschen zu fragmentieren.
Der Organismus muss jedoch in seiner Gesamtheit untersucht werden.
Genau dieser Aufgabe stellt sich eine Psychologie im Dienst der Individualität.
Dabei hat uns die zentrale Frage zu beschäftigen,
welchen Teil unseres Menschseins wir verloren haben,
wie und warum dies geschah
und auf welche Weise wir diesen Teil unseres Selbst wiederfinden können.
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Die Ohnmacht,
die aus dem Verlust der eigenen Wurzeln entsteht,
weil man dem Gehorsam unterworfen wurde,
weckt im Menschen einen inneren Zwang,
Macht und Besitz über alles zu stellen.
Das aber führt dazu,
dass sich der Mensch von sich selbst entfremdet —
ein Kreislauf, der in jenem Totentanz mündet, von dem Neumann berichtet.
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Die historisch überlieferten Staatstheorien, die seit dem 3. Jahrhundert vor Christus entwickelt wurden, um gesellschaftliche Machtstrukturen zu rechtfertigen, lassen sich als Korrelate des Gehorsams lesen, dessen Strukturen einen Staat aufrechterhalten sollen. [...]
Das Ergebnis ist die Ausbeutung des Individuums, dessen Eigenes zum Fremden gemacht wird, was für die Mehrheit der Menschen den Verlust ihrer Schöpferkraft und ihrer Selbständigkeit bedeutet. Der Verlust des Selbst steht in engem Zusammenhang mit unseren politischen und gesellschaftlichen Problemen.
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Das Überleben der Menschen hängt von unserer Fähigkeit ab,
Mitgefühl und Liebe zu leben
und nicht von Gehorsam abhängig zu sein oder zu bleiben.
Gehorsam [...] ist der Zement,
der die Menschen an Autoritätssysteme bindet
und ein tiefverwurzeltes Verhalten erzeugt,
das ethisches Empfinden und Mitgefühl zunichtemacht.
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Die Arbeiten von Milgram (1974), [...] sowie Fromm (1989) und Hoffmann (2000) zeigen, dass etwa ein Drittel der Menschen in unserer Kultur weder kritiklos noch gehorsam sind. Das gibt Hoffnung: Mitgefühl und menschliche Zuwendung widerstehen nicht nur dem Gehorsam und treten ihm entgegen; sie können Gehorsam auch zurückdrängen. Das Überleben der Menschen hängt von unserer Fähigkeit ab, Mitgefühl und Liebe zu leben und nicht von Gehorsam abhängig zu sein oder zu bleiben.
"Gehorsam", wie Milgram schrieb, "ist der psychologische Mechanismus, durch den individuelles Handeln an politische Ziele gebunden wird." Er ist der Zement, der die Menschen an Autoritätssysteme bindet und ein tiefverwurzeltes Verhalten erzeugt, das ethisches Empfinden und Mitgefühl zunichtemacht.
Beim Experiment von Milgram waren gehorsame Personen gedanklich so weit angepasst, dass sie sich für ihre eigenen Handlungen nicht verantwortlich fühlten. Deswegen — darauf wies C. P. Snow 1961 hin — wurden in der Geschichte die grausamsten Verbrechen immer im Namen des Gehorsams verübt.
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[Gruens Fazit im Kapitel >>Wider den Gehorsam<< [im gleichnamigen Buch S. 85-89]
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Aus diesen Gründen
muss der Kampf gegen den Gehorsam
nicht nur mit dem Verstand,
sondern auch mit den Gefühlen,
die dem verblendeten Gehorsam zuwiderlaufen,
ausgetragen werden.
Damit ist ganz allgemein die Empathie gemeint:
Unsere Fähigkeit, mitfühlend auf unsere Umwelt einzugehen.
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S. 86 werden als positive Ausnahmepolitiker solche >>wie die amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln und Franklin D. Roosevelt, der deutsche Kanzler Willy Brandt oder der schwedische Ministerpräsident Olof Palme<< genannt, die >> ganze Völker mobilisierten, in dem sie auf menschliches Entgegenkommen pochten.)
Tatsächlich gibt es besonders von ihnen Zitate über die Notwendigkeit von freien Bürgern und von Staaten, die das (einschließlich eventuellem Widerstand) fördern.
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Gehorsam ist destruktiv.
Gehorsam grenzt das Denken ein und verneint die Realität.
Die Ganzheit der Realität lässt sich nicht auf das einengen und eingrenzen,
was nur die kurzsichtige Perspektive der Mächtigen widerspiegelt.
Eine bessere Welt ist keine Phantasie eines verlorenen Paradieses.
Eine bessere Welt wird sichtbar,
wenn der verblendete Gehorsam aufgebrochen wird
und sich in echte zwischenmenschliche Empathie verwandelt.
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[Wie >>sich das kalabrische Dorf Riace der italienischen Flüchtlingspolitik [widersetzte] und [...] illegale Immigranten mit offenen Armen<< empfing, schildert Gruen kurz beispielhaft (auf S. 88-89) und schließt mit den Worten:
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Mut, Herz und offenes Denken
sind die Kräfte,
die den Gehorsam besiegen.
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[1]
Darin erwähnt:
[2]
Darin erwähnt:
[3]
Bruno Bettelheim: "Aufstand gegen die Masse"
Oliver Decker, Johannes Kiess, Elmar Brähler (Hrsg.): "Rechtsextremismus der Mitte und sekundärer Autoritarismus", 2015 Psychosozial-Verlag (Gießen)
Dieter Dörr: "Das Menschenbild des Grundgesetzes und seine Bedeutung für die Medien"
S. 47ff. in: Petra Grimm, Rafael Capurro (Hrsg.): "Menschenbilder in den Medien - ethische Vorbilder?", Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002; (gefunden bei Google-books)
1BvR 2550/12 ist ein Beschluss des BVerfG unter Vorsitz von Ferdinand Kirchhof mit 2 (offenbar abnickenden) Untergebenen (Fr. Baer und H. Schluckebier) voll irreführend in unzählige Messer laufen lassender Mut-machender "Güte" des Kreide-fressenden und Honig-schmierenden Leitwolfes im Schafspelz (vgl. Arno-Gruen-Zitat).
Sehr lesenswert ist besonders die zugehörige Beschwerde des amischen Paares dort, das sich zu Recht explizit über Paul Kirchhof und seine abwegigen Unterstellungen/Annahmen beklagt! Auch wenn manche Ansicht extrem ist und z.T. befremden wird, ist sie legitim und insbesondere mit der (vorbildlich) sehr bescheidenen Lebensweise stimmig und eine klare Gewissensentscheidung, die den ganzen Menschen betrifft. Jeder Richter mit einem Rest Anstand und Menschlichkeit hätte dieser Beschwerde umgehend stattgeben müssen und auch erkennen müssen, wie UNZUMUTBAR der Beitrags-"Service" des öff.-"rechtl." Rundfunks seine Zwangszahler behandeln zu dürfen glaubt und wie UNZUMUTBAR das kirchhöfisch durchseuchte und entsprechend verkommene "Rechtssystem" des vorher als Rechtsstaat geltenden Nachkriegsdeutschlands wieder geworden ist, wenn es darum geht, der Macht zu dienen, egal wie korrupt und verfassungsfeindlich die inzwischen geworden ist. Da ist auch Staatsräson kein legitimes Argument mehr für Entscheidungen gegen die Bürgerrechte, wenn sie überhaupt je ein Argument sein darf, gar bei derart tiefen Eingriffen in die Grundrechte der Bürger und gleichzeitig einfacher Abhilfe, die durch Verschlüsselung von Sendungen geschaffen werden könnte, was von allen seriöseren Medien längst verlangt wird und entgegen der Behauptungen v. P. Kirchhof auch vom öff.-"rechtl." Rundfunk verlangt werden dürfte, ja müsste, wo der mehr Geld beansprucht, als er mittels der fairen Gebührenregelung einnimmt. Die gewissenlos "gewissenhafte" Befolgung des Führer-Prinzips trotz offensichtlicher Familien-Bande wirkt zudem für Betroffene besonders perfide und verheerend aussichtslos unfair ganz im Sinne des Paul Kirchhof, der schon deshalb rhetorisch immer seine Gerechtigkeit betont, weil nichts ungerechter ist, als was er sich verschlagenst ausdenkt! Und der nicht weniger verlogene öff.-"rechtl." Rundfunk sendet dieselben verlogenen "Gerechtigkeits"-Floskeln im selben unpassenden Zusammenhang gerne bis seine (durch ihn) erfolgreich zu vertrauensselig leichtgläubigen Einfaltspinseln degenerierten Konsumenten sicher sind, dass das die Wahrheit ist.
Man findet beide Schriftstücke dankenswerterweise auf www.natuerlich-klag-ich.de. Außerdem einen lesenswerten Kommentar eines Juristen dazu.
PSYCHOLOGIEBUCH, das
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